nah, neugierig & Negroni

Friedl Wynants

#2: Wie lernen wir, unsere Ängste zu überwinden? An der Bar mit Extremsportler Lukas Irmler

28.02.2024 44 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

Mein heutiger Gast ist Lukas Irmler – Slackliner-Weltrekordler mit Höhenangst. Von ihm lernen wir, wie wir unsere Ängste überwinden und warum der erste Schritt dabei der wichtigste ist.

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Transkript

Aber als ich das erste Mal auf so einer Slackline saß, habe ich wirklich so lähmende Panik erlebt. Als ich angefangen habe, Handstand auf der Slackline zu machen, habe ich dann natürlich auch diesen Wunsch gehabt, diesen Handstand auf höheren Slacklines zu machen. Und die erste wirklich krasse Highline, wo ich das dann mal probiert habe, war überhalb der Eiger-Nordwand. Also ich meine, das ist halt schon eine krasse Wand. Wenn man da so einen Handstand drauf macht, dann schaust du halt gerade nach unten. Also du schaust auf die Leine zwischen deinen Händen, aber du schaust halt vor allem auch straight in den Abgrund rein. Und das war was, wo ich selber wieder gemerkt habe, okay, ich kann auf diesem Ding laufen, ich kann in der Umgebung rumschauen, es macht mir alles nichts aus. Aber in dem Moment, wo ich hier komplett gerade runter schaue und was probiere, was wirklich schwer ist für mich, ist die Angst genauso wieder zurück wie am Anfang. Wenn ich halt an einem Abgrund stehe, habe ich aber halt natürlich einen ganz anderen Gedanken. Da habe ich nicht den Gedanken, oh ja, ist ja eigentlich sicher, sondern da habe ich den Gedanken, oh mein Gott, ich könnte sterben. Und das ist eben genau dieser Spagat, oder, dass du es halt schaffst, aus dieser Emotionalität in dem Moment rauszukommen und halt ganz klar einfach zu beurteilen, was ist Sache, was kann ich tun? Und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge von nah, neugierig und Negroni. Mein Name ist Friedl Wynants, wir sind in der Sundowner Bar von you know hier in München. Heute zu Gast Lukas Irmler, Profi Slackliner mit Höhenangst. Viel Spaß. Lukas, ich freue mich, dass du heute hier Gast an der Sundowner Bar bist. Du hast dir ja einen Sanbitter gewünscht als Getränk. Der ist auch schon da. Perfekt. Und ja, dann würde ich sagen, starten wir direkt rein mit der Frage, die ich gerne allen Gästen zu Beginn stelle. Was können andere von dir lernen? Ich glaube, von mir kann man auf jeden Fall lernen, mutig seinen eigenen Weg zu gehen, also seiner Passion zu folgen und vielleicht sogar eben auch einen Beruf daraus zu machen. Sehr gut, und wie das bei dir geklappt hat, das werden wir in der nächsten Dreiviertelstunde erfahren. Für euch liebe Zuschauenden und Hörenden noch, Lukas Irmler ist heute unser Gast. Er ist Profi Slackliner und hat sich aufs Highlinen spezialisiert. Was bedeutet, dass er auf einer 2,5 Zentimeter breiten Leine oder einem Seil über hunderte Meter tiefe Abgründe läuft und hat in den letzten Jahren zahlreiche Weltrekorde aufgestellt. Zum Beispiel die längste Highline, ich glaube einen Kilometer mit verbundenen Augen. Also einfach auch extreme Dinge, glaube ich, erlebt und gemacht. Und er ist auch der erste, dem der sogenannte Luke Skywalker Trick gelungen ist, der jahrzehntelang als nicht machbar galt. Und was das genau heißt, das werden wir nachher natürlich klären. Und was ich ganz besonders spannend finde, Lukas hatte früher Höhenangst und wie man dann darauf kommt, Highliner zu werden sozusagen, das ist natürlich das, was wir heute ein bisschen beleuchten möchten. Insofern nochmal herzlich willkommen. Schön, dass du da bist und jetzt sitzt du hier sozusagen mit mir ganz entspannt am Tresen. Standest du heute schon auf einer Slackline oder auf einer Highline? Ja, hier ist es auf jeden Fall gemütlich und vielen Dank für die Einladung. Also heute habe ich es tatsächlich noch nicht auf die Slackline geschafft. Gestern Abend war ich noch drauf, aber heute hatte ich zu viele Termine und morgen geht es dann aber wieder zurück. Wie kann ich mir einen Tag in deinem Leben vorstellen? Ja, also es ist immer ganz schwer, so einen klassischen Tag bei mir zu beschreiben, weil es gibt eigentlich so wenig Routine oder wenig Alltag. Deswegen ist jeder Tag irgendwie anders und das ist auch genauso, wie ich das möchte. Aber im Grunde genommen beginnen die meisten meiner Tage morgens mit einer Runde Yoga. Das ist zumindestens die einzige Konstante, die es gibt und dann driften die Wege weit auseinander. Dann kann es sein, dass ich Slacklinen gehe, es kann sein, dass ich eine Bergtour mache, eine Skitour mache, klettern gehe. Es kann aber auch sein, dass ich wie heute zum Beispiel auf die Messe gehe in München, Termine wahrnehme und sozusagen die Büroseite meines Jobs auslebe. Aber spätestens morgen geht es dann wieder in die Berge. Okay, sehr gut. Du standest schon in ziemlich jungen Jahren auch auf der Slackline. Kannst du mal so ein bisschen beleuchten, wie du überhaupt dazu gekommen bist? Ja, ich habe mit 18 das Slacklinen angefangen, also für einen Profisportler verhältnismäßig spät, könnte man sagen. Auf der anderen Seite für den Slacklinesport 2008 relativ früh, weil da war der Sport noch nicht so wirklich in aller Munde. 2006 habe ich angefangen, um genau zu sein. Und ja, da war das für mich eigentlich erstmal so, dass ich diesen Sport kennengelernt habe, aber festgestellt habe, dass ich überhaupt nicht auf die Slackline draufkomme und überhaupt nicht drauf stehen kann. Und eigentlich dachte, das wäre nichts für mich. Ich kenne das Gefühl. Ich glaube, das kennen viele, dass es das erste Mal beim Erstkontakt so sehr, sehr unmöglich ausschaut und man sich einfach denkt, das wackelt so viel, wie soll das bei mir funktionieren? Aber das ist eigentlich wie bei allen Dingen, man muss halt üben, man muss dranbleiben und man muss halt vor allem den gewissen Willen oder Wunsch mitbringen, das halt tatsächlich zu schaffen. Und bei mir war das einfach so dieser Ehrgeiz, der irgendwie da war, wo ich gesagt habe, ich muss da mindestens einmal rüberkommen, dann kann ich das sein lassen. Und nachdem ich dann einmal rübergelaufen war, konnte ich es halt nicht mehr sein lassen. Es blieb nicht bei einem Mal rüber. Jetzt bist du heute Profi. Das heißt, wie ging das dann nochmal weiter von den ersten Schritten auf der Slackline zum Profi? Ja, das war ein langer Weg und das ist auch ein spezieller Weg gewesen beim Slacklinen, denke ich, weil einfach im Grunde genommen eigentlich so die erste Generation bin, die das überhaupt profimäßig machen kann und es eigentlich nur eine Handvoll Slackliner auf der Welt gibt, die das irgendwie als Profisport ausüben, sage ich mal. Und es war am Anfang überhaupt nicht abzusehen oder klar, dass das vielleicht mal in die Richtung gehen kann. Das war wirklich einfach ein Hobby, ein Sport, den ich gemacht habe. Und irgendwann habe ich dann mal so die erste Show gemacht eigentlich, wo man einfach mal einen Auftritt hatte mit der Slackline. Und wo ich festgestellt habe, hey cool, man kann damit Leute begeistern. Das ist eine Sache, die einfach Spaß macht für mich zu machen, aber vor allem auch dem Publikum einfach irgendwie einen Mehrwert bietet. Und da habe ich dann eigentlich so langsam begriffen, dass man daraus vielleicht auch noch einen Beruf machen könnte. Und inzwischen hat sich das halt extrem diversifiziert mit Vorträgen, die ich mache, eben Showauftritten, natürlich Workshops. Sponsoren, die ich habe, als Profisportler und Medienauftritten. Also da gibt es wirklich jeden Tag was lustiges Neues zu erleben. Und das ist eigentlich das Schöne daran, dass man immer wieder mit anderen Menschen auch so in Kontakt kommt. Ja, jetzt hast du es gerade schon so ein bisschen angedeutet. Ich habe mich tatsächlich gefragt, wie verdient man denn als Slackline-Profi Geld? Mal ganz direkt gefragt. Ja, ist eine wichtige Frage, oder? Also ich meine, man muss irgendwie seine Brötchen verdienen, man muss irgendwie sein Leben finanzieren können. Und da habe ich das große Glück, dass das tatsächlich inzwischen mit meiner Leidenschaft möglich ist. Aber wie ich eben gerade gesagt habe, im Grunde genommen ist zwar alles in meinem Leben um das Slacklinen herum aufgebaut, aber es sind natürlich schon irgendwie so verschiedene Business-Modelle eigentlich, die da ineinander greifen. Wie gesagt, bin ich Vortragsredner, eben auf Firmen-Events gebucht für interne oder externe Kundenveranstaltungen, wo man dann wirklich auch als Impulsgeber ist im Grunde genommen und einfach einen Motivationsvortrag hält oder einen inspirierenden Vortrag hält. Gleichzeitig mache ich eben Showauftritte, wo ich zwischen Kirchtürmen oder über Firmenfesten oder wo auch immer meine Slackline spanne und mit oder ohne Kostüm drüber laufe und da kann man auch wirklich sich verrückte Sachen ausdenken. Ich war jetzt gerade in England und habe so eine Weihnachtsbeleuchtung quasi eingeweiht und angeschalten in der Stadt. Und da hatte ich dann ein LED beleuchtetes Kostüm an und meine Slackline war ebenfalls mit Lampen ausgeleuchtet. Es ist natürlich auch mal eine coole Geschichte und ich bin immer wieder zu haben für so verrückte Ideen. Und so wird es eigentlich nie langweilig in dem Beruf. Okay, also wenn man mal einen guten Show-Act für eine Firmenfeier braucht, dann ist man bei dir richtig. Dann einfach mal anrufen. Sehr gut. Wie kann man sich das vorstellen, wie viel trainierst du denn dafür, was du tust? Ja, ist immer eine schwierige Frage, weil das extrem abhängig ist davon, auf was ich gerade trainiere, was für ein Projekt ich auch gerade trainiere. Aber man kann eigentlich schon sagen, dass ich so im Schnitt zwischen ein- und dreimal am Tag eigentlich trainiere. Also ich habe gerade eigentlich schon anfänglich gesagt, ich mache im Grunde genommen fast jeden Morgen Yoga. Dann in der Regel halt nochmal irgendeine andere Sporteinheit, sei es Slacklinen gehen oder Klettern gehen oder sowas. Und an manchen Tagen kann es schon auch mal sein, dass ich irgendwie noch eine dritte Session hinterher schiebe, wenn ich wirklich den ganzen Tag für Sport Zeit habe. Und deswegen eigentlich so gut wie jeden Tag und manchmal auch mehrmals. Und jetzt im Winter in der Halle indoor oder wie? Ja, nee, also beim Slacklinen ist es tatsächlich schon so, dass man meistens outdoor trainiert. Also ich habe das große Glück, ich habe auch im Keller bei mir eine Slackline, auf der ich ab und an mal trainieren gehe. Also wenn das Wetter wirklich allzu grausig ist, dann bleibe ich schon ganz gerne auch mal drin. Da kann man super irgendwie Handstand üben. Ich bin gerade dabei, den Handstand auf der Slackline zu perfektionieren und das ist zum Beispiel etwas, was ich im Keller bei mir ganz gut üben kann. Und da ist zum Beispiel genau sowas, was ich mal als Zwischensession noch mit reinschiebe in den Tag, weil das mache ich dann einfach in einer Stunde oder eineinhalb und dann kann man das da zwischendrin auch nochmal machen. Wir kommen dann gleich noch auf das Thema, weil das ist für mich noch nicht so greifbar. Wenn ich im Keller übe und einen halben Meter unter mir habe, ist ja noch mal was anderes, als wenn ich ein paar hundert Meter felsigen Abgrund habe. Was der Kopf, also was es mit dem Kopf macht, da kommen wir dann gleich noch mal drauf. Vorher würde mich noch mal interessieren, braucht es aus deiner Sicht ein spezielles Talent zum Slacklinen oder hätte jede und jeder grundsätzlich mal die Chance, das auch auf einem gewissen Level zu machen? Ja, ich glaube, als Hobbysport kann das wirklich jeder lernen und im Park zwischen Bäumen kann es auch wirklich jeder mal probieren. Also ich glaube, da gibt es keine Voraussetzungen, die gegeben sind. Also ich hatte auch vor kurzem jemanden, der hat nur ein Bein und der hat mich angeschrieben und gefragt, ob man mit einem Bein vielleicht auch Slacklinen könnte. Da habe ich gesagt, ich habe es jetzt noch nicht ausprobiert. Ich habe zwei zum Glück, aber ich kann mir gut vorstellen, dass man da einen Weg findet. Und hat es geklappt? Ja, wir haben es noch nicht Ich habe es noch nicht probiert. Das muss ich noch vorweg nehmen. Aber wir werden es sicherlich probieren. Und ich glaube, wenn jemand die Motivation hat, dann kann er es auch auf jeden Fall in irgendeiner Form schaffen. Ich glaube, das ist wie bei allen Dingen im Leben. Man muss es halt wirklich wollen. Dann findet man den Weg. Slacklinen, damit assoziieren die meisten diese eher über den Boden gespannten Seile, und Highlinen ist dann eben, glaube ich, das, was man wirklich in größerer Höhe macht, oder? Der Drink ist gut. Schmeckt auf jeden Fall. Genau, Highlinen ist dann irgendwie im Gebirge und so weiter. Wie können wir uns das vorstellen? Wie viele solcher Highlines machst du denn pro Jahr und wie wählst du die aus? Ja, also das Highlinen ist auf jeden Fall was Spezielles, weil es eigentlich immer in der Regel mit relativ viel Aufwand einhergeht. Also es ist eben nicht so, dass ich da jetzt allein losziehe und dann mal kurz irgendwie in einer halben Stunde meine Slackline spannen, sondern das ist meistens schon so, dass man Leute dafür braucht, mit denen man gemeinsam losgeht. Man muss natürlich dann auch das richtige Equipment dabei haben, man muss erstmal auf den Berg raufsteigen. Also das ist im besten Fall eine Tagesaktion, manchmal auch eine Mehrtagesaktion für eine Highline. Deswegen ist es in der Regel jetzt auch nicht so, dass man da jeden Tag eben Highlinen geht. Aber bei mir ist es schon so, dass ich aktuell wahrscheinlich so ja ich würde sagen schon im Schnitt jede Woche eine Highline mache. Also so 50 Highlines im Jahr müssten schon drin sein. Ich habe aber auch mal Zeiten gehabt, wo ich so Highline-Festivals und so auch noch mehr besucht habe. Also wo dann viele Slackliner zusammenkommen und eine Vielzahl von Lines aufbaut. Da habe ich auch schon über 100 Highlines im Jahr gemacht. Das kommt immer drauf an, aber ich glaube inzwischen ist es eher so, dass ich bei Qualität angekommen bin als bei Quantität. Also ich mache lieber weniger, aber dafür anspruchsvollere und auch schönere Highlines und genieße. Dann jede einzeln sozusagen. Du wirst ein paar besondere Highlines haben, die dir vielleicht sofort einfallen, wenn du so zurückdenkst. Und du hast ja auch im Laufe deiner Karriere den einen oder anderen Weltrekord aufgestellt. Welcher deiner Rekorde liegt dir denn persönlich am meisten am Herzen oder kommt dir auch zuerst in den Sinn? Wenn es um Rekorde geht, dann ist schon der Weltrekord über die längste Highline, die wir 2021 gemacht haben, schon mit für mich der wichtigste gewesen. Da haben wir eine 2,1 Kilometer lange Slackline in Nordschweden laufen können. Und das war halt wirklich auch eine Highline, die einfach gigantisch war. Also nicht nur, dass sie so lang war, sondern die war auch 600 Meter hoch zwischen zwei Berggipfeln in einer eigentlich verhältnismäßig flachen Umgebung sonst. Also man war auf weiter Flur sozusagen der höchste Punkt. Und das war schon wirklich was ganz Besonderes. Auch noch in dieser nordschwedischen Landschaft dort, wo wirklich einfach keine Straßen, keine Häuser, keine Zivilisation sichtbar sind. Auf so einer Line unterwegs zu sein mit so viel Luft um sich herum, das ist auf jeden Fall in Erinnerung geblieben. 2,1 Kilometer, da ist man ja auch eine Zeit unterwegs. Wie lange dauert das? Man hat eine Zeit, um das zu genießen, auf jeden Fall. Es ist nicht gleich vorbei. Also bei mir waren das so ein bisschen mehr als 70 Minuten. Also eine Stunde und zehn Minuten. Da war ich aber auch noch eigentlich der Schnellste dabei. Also das kann schon auch bei anderen Leuten mal bis zu drei Stunden dauern. Weil im Grunde genommen muss man sich vorstellen, man macht immer nur so 30 Zentimeter Schritte. Das heißt, selbst wenn man einigermaßen zügig geht, braucht man da für jeden Meter schon ein paar Sekunden. Und zwischendrin muss man natürlich ab und an auch mal stehen bleiben, um halt irgendwie schwierige Situationen auszubalancieren. Und da ist man mit 70 Minuten dann eigentlich schon relativ flott. Ja, klingt zügig. Vielleicht nochmal für diejenigen, die uns jetzt zuhören und nicht zuschauen und auch das Material nicht sehen. Du bist natürlich gesichert, das ist klar. Das heißt, es kann jetzt in dem Sinne erstmal nichts passieren. Das ist natürlich trotzdem vermutlich eine gewisse Überwindung, kommen wir dann gleich noch drauf. Jetzt hast du die 2,1 Kilometer schon angesprochen. Ich hatte in deiner Vorstellung auch schon gesagt, du hast mal einen Rekord aufgestellt mit verbundenen Augen, richtig? In Russland, glaube ich. Genau, das war eine knapp einen Kilometer lange Slackline und das war eine ziemlich verrückte Geschichte, weil wir dort eigentlich nur waren, um zu trainieren für eben eine von diesen zwei Kilometer Lines, die dann noch in der Folge kamen. Und wir haben aber, also Friedrich Kühne und ich, mit dem ich dort war, und noch vielen anderen, aber wir zwei waren so die Hauptathleten, die das probieren wollten. Und wir haben halt diese Line am ersten Tag halt direkt beim ersten Versuch geschafft. Und dann haben wir uns so gedacht, wow. Mit verbundenen Augen? Nee, also ganz normal. Mit sehendem Auge. Dann muss das schwerer werden. Aber das war für uns natürlich schon eigentlich das Hauptziel dieses Trips, diese Line überhaupt zu laufen. Und dann haben wir uns gedacht, wow, jetzt haben wir noch sechs weitere Tage zur Verfügung. Was machen wir denn jetzt noch? Klar, machen wir doch mit verbundenen Augen. Und dann hat der Friedi gesagt, lass mal blind probieren. Dann habe ich gesagt, du spinnst ja. Das macht ja keinen Sinn. Unsere längste Leine, die wir davor blind gemacht haben, die war irgendwie so 200 Meter oder so. Also schon wirklich erheblich kürzer. Und normalerweise ist es beim Slacklinen halt schon so, dass je länger die Lines werden, desto schwieriger wird es auch. Weil die Leine kann weiter zur Seite schwingen. Man hat einfach auch eine weitere Strecke natürlich zu laufen und die Schwierigkeit wird schon höher. Man ist auch weiter mehr ausgesetzt für Wind und andere Faktoren. Und deswegen ist es jetzt nicht irgendwie so, dass man, wenn man 200 Meter laufen kann, dann auch sagen kann, ja gut, fünfmal so lang geht schon. Und deswegen war das schon ein bisschen verrückt, aber wir haben es dann probiert und beim ersten Versuch ist der Friedi dann schon bis zur Mitte gekommen und dann war ich eigentlich schon ziemlich inspiriert, das selber zu versuchen und dann ehrlich gesagt auch ganz schön überrascht, als es dann wirklich geklappt hat. Und ist das mit verbundenen Augen anspruchsvoller für den Kopf oder sogar einfacher, weil man ja nichts sieht? Naja, man könnte jetzt meinen, ich habe so viel Angst vor diesem Abgrund gehabt, dass ich mir da lieber mal die Augen verbunden habe, aber es ist eher andersrum. Also ich finde es tatsächlich fast gruseliger, nichts zu sehen, weil man halt einfach irgendwie so ein bisschen in dieser Dunkelheit da so vor sich hin tappt, kann man ja wirklich sagen. Und das andere ist halt, es ist einfach wirklich auch physisch viel, viel schwieriger, weil man natürlich für die Balance einfach Referenz braucht. Da gibt es im Prinzip natürlich die Referenz, die einem die Muskulatur, der Körper über das Lagebewusstsein und so gibt, aber halt eine große Referenz fürs Balancieren kommt halt schon aus dieser visuellen Umgebung sozusagen und wie sich das bewegt, wie sich auch die Leine im Wind bewegt und all das hast du dann halt nicht mehr. Und dann musst du dich halt komplett aufs Gefühl verlassen. Und einfach absolut sicher sein, dass der Fuß auch ohne sozusagen die Leine zu sehen, dann auch den nächsten Schritt findet. Und das war am Anfang schon erstmal ziemlich komisch. Ja, das glaube ich. Jetzt haben wir verbundene Augen. Zwei Kilometer Highline. Hast du noch ähnlich spektakuläre Dinge? Die waren jetzt alle relativ lang. Was hast du noch so im Repertoire an spektakulären Highlines? Ja, also eine der schönsten Highlines, wo ich je war und wo ich tatsächlich dieses Jahr auch nochmal hin durfte, was ich nie erwartet hätte in meinem Leben, ist eine Highline über die Victoria-Wasserfälle. Das sind die breitesten Wasserfälle der Erde und wir haben da über die Schlucht eine 100 Meter lange Slackline spannen dürfen, schon 2014. Und das war damals ein absolutes Highlight für mich. Ein unfassbar schöner Wasserfall. Man hat vor allem auch durch das, dass da so eine große Spraywolke ist, die Gelegenheit, wenn man mitten über dieser Schlucht steht, kann man sozusagen einen kreisrunden Regenbogen in dieser Schlucht sehen. Von der Seite sieht man zwar von überall mal einen Regenbogen, aber diesen kreisrunden geschlossenen Regenbogen, den siehst du natürlich nur von der Luft aus oder halt von der Slackline direkt über dem Canyon schwebend. Und das war schon Wahnsinn, also so mit einem 100 Meter Radius, so ein geschlossener Regenbogen unter einem, also sowas habe ich halt noch nie erlebt. Und das ist auf jeden Fall sehr stark in meinem Gedächtnis geblieben und dieses Jahr durfte ich jetzt zum Glück für eine Fernsehsendung da nochmal hin und die Leinen nochmal spannen und das war natürlich schon Wahnsinn. Okay, ja. Jetzt bei allem, was du so geschildert hast, ging ja alles ziemlich gut, easy und mit verbundenen Augen und so weiter. Was waren denn so die extremeren Erlebnisse, die du vielleicht auch mal hattest auf einer Highline? Geht ja wahrscheinlich nicht immer alles gut, oder? Nee, überhaupt nicht. Also das ist eigentlich immer so ein bisschen wie auf Social Media auch. Man sieht immer so die Highlights und die 100 Mal, wo es nicht geklappt hat, die werden dann unter den Teppich gekehrt. Also ich bin jetzt nicht so, dass ich mein Scheitern nicht auch zeigen würde, aber es ist halt einfach oft so, dass man natürlich dann den Erfolg halt umso mehr feiert, weil man es persönlich natürlich auch einfach wertschätzt. Aber es ist eigentlich bei jedem von diesen Projekten so, dass wir da mindestens ein bis viele Male davor gescheitert sind. Und ich glaube, es gibt kein besseres Beispiel als den Luke Skywalker Trick, den du vorher schon angesprochen hast, wo ich ja wirklich hunderte Male einen Trick versucht habe und es nicht geschafft habe. und irgendwann dann halt doch einmal hinbekommen habe. Und ich glaube, das ist das Wichtigste, dass man halt einfach wirklich immer weitermacht, wenn man diese Idee wirklich glaubt und einfach nicht aufgibt, egal wie oft es erstmal nicht klappt. Weil das Wenigste im Leben klappt beim ersten Mal. Ja klar, jetzt hast du es angesprochen. Dann müssen wir es auch auflösen. Luke Skywalker Trick, das klingt natürlich schon irgendwie interessant. Es galt jahrzehntelang als nicht machbar, habe ich gehört. Du warst der Erste, der es geschafft hat. Erklär doch mal unseren Zuhörenden und -schauenden, was sich dahinter verbirgt. Ja, es ist eigentlich eine relativ simple Idee, könnte man meinen. Also wenn man auf so einer Highline läuft, ist man ja gesichert. Man hat ein kurzes Stück Seil, das einen mit der Slackline verbindet. Und zu Beginn einer jeden Highline-Karriere wird man da sehr oft runterfallen und sehr oft sich in dieser Sicherung wiederfinden. Es ist natürlich ein extrem unangenehmes Gefühl, weil es ein Absturz ist, der dann zwar schon gebremst wird natürlich von dem Seil und der nicht fatal ist, aber der erstens physisch nicht ganz angenehm ist, aber vor allem auch mental einfach natürlich ein Kontrollverlust ist. Also ein Scheitern natürlich auch ist, weil du willst ja eigentlich laufen, balancieren, nicht fallen. Und für mich war das einfach immer ein negatives Erlebnis, aus dem ich irgendwie von Anfang an gern was Positives hätte wandeln wollen. Dann habe ich mir irgendwann gedacht, wie cool das wäre, wenn man mal absichtlich in diese Sicherung reinspringen würde. Und mein Gedanke war dann eben, dass man an diesem Seil einmal um die Slackline rumschwingen quasi könnte und dann am Schluss wieder oben auf der Slackline landen. Und so dann quasi diesen Absturz in eigentlich einen Trick verwandeln. Und den Gedanken, den hatte natürlich vor mir auch schon ein paar andere Slackliner und die haben das dann auch alle probiert über eben etliche Jahre hinweg immer mal wieder und alle sind so zum selben Schluss gekommen, dass es eigentlich nicht funktioniert. Ich habe das dann auch 2009 mal angefangen zu probieren und eigentlich auch recht schnell wieder sein lassen, um dann 2013 irgendwann doch nochmal zu der Idee zurückzukommen und es dann nochmal ernsthaft zu verfolgen. Und da war dann wirklich so der Schlüssel zum Erfolg für mich, eigentlich was anders zu machen als vorher. Und zwar ist es halt immer so, wenn du das Gleiche machst und ein anderes Resultat erwartest, das wird nicht passieren. Also du musst schon irgendwas an deiner Strategie, an deinem Herangehen oder an der Aktion ändern, wenn du ein anderes Ergebnis haben möchtest. Und das war für mich halt nicht nur so hart zu springen, wie ich kann, sondern tatsächlich im Flug irgendwann auch in das Seil reinzugreifen, das mich da quasi an der Slackline hält und mich ranzuziehen. Und das war eigentlich so der Schlüssel zum Erfolg. Das war so der Moment, wo ich die Chance hatte, wieder mit den Füßen auf die Leine zu kommen. Und dann war es echt nur noch eine Frage der Zeit, bis es dann irgendwann mal geklappt hat. Und wie viele Versuche hat es dann noch gebraucht? Also als ich diese Idee hatte und dann schlussendlich eigentlich recht überzeugt war, dass es damit klappen kann, waren es glaube ich immer noch 300, 400 Versuche. Und am Schluss waren wirklich viele dabei, wo ich dann auf der Slackline gelandet bin, dann irgendwie zwei Schritte gelaufen, dann noch umgefallen bin oder irgendwie wirklich im letzten Moment abgerutscht bin. Also es war wirklich viele Male sehr knapp. Und meistens, wenn es sehr knapp war, auch sehr, sehr schmerzhaft, weil man dann nämlich meistens ziemlich hart auf der Slackline aufgeschlagen ist. Und ich war dann echt grün und blau nach den Versuchen und brauchte echt eine ganze Woche Pause. Aber als ich es dann eine Woche später nochmal versucht habe, hat es dann beim achten Versuch tatsächlich hingehauen. Und da konnte ich selber erst noch fast gar nicht glauben. Ja, das muss ein unglaubliches Gefühl sein. Diejenigen, die uns zuhören, ich kann nur empfehlen, mal in unser Video hier reinzuschauen auf YouTube, weil es lohnt sich. Es ist spektakulär, diesen Luke Skywalker Trick einfach mal zu sehen. Und Lukas war der Erste, der ihn geschafft hat. Woher kommt denn der Name Luke Skywalker? Ja, das ist noch so eine lustige Geschichte eigentlich, weil jetzt könnte man natürlich meinen, ja klar, jetzt hat er den nach sich selbst benannt, aber der Trick hieß halt lustigerweise schon vorher in der Szene irgendwie der Luke Skywalker. Das kam so ein bisschen aus dem Star Wars Fetischismus, den so die ein oder anderen Slackliner so haben. Und zwar, da gibt es so eine Szene, wo Luke Skywalker an einer Hand hängt und sich dann wieder nach oben katapultiert und das Match mit Darth Vader dreht, so dieses Comeback schlechthin, oder? Und irgendwie hat man sich in der Slackline-Szene gedacht, naja, der Trick ist ja auch quasi ein komplettes Comeback vom Scheitern und der muss Luke Skywalker heißen. Und umso lustiger war es dann doch irgendwie, dass ich dann tatsächlich der Erste war, der diesen Trick geschafft hat. Und dann war natürlich klar, dass der Name bleibt. Ja, spannend. Und was ich auch interessant fand, nach dir haben ihn jetzt auch schon andere geschafft. Also die Frage, braucht es immer einen, der es einmal zeigt, dass es möglich ist? Absolut. Ich glaube, nichts hat mir das so stark gezeigt wie dieser Trick, weil der war wirklich für mehr als 15 Jahre in der Slackline-Szene immer mal wieder diskutiert worden, von vielen Leuten probiert worden, aber keiner hat es irgendwie hingekriegt. Und nachdem ich es dann geschafft habe, hat es eine Woche gedauert, also bis zum nächsten Wochenende. Und dann haben das zwei von meinen Kollegen an nur einem Tag wiederholt. Die haben weniger als 50 Versuche gebraucht an dem Tag und haben das halt hinterher gemacht. Und dann kamen in den nächsten Monaten noch ein knappes Dutzend an Leuten überall auf der Welt hinterher, die das dann auch machen konnten, die dann teilweise noch einfach eine 360-Grad-Drehung eingebaut haben oder irgendwie einen zweiten hinterher gemacht haben. Also richtig krass, das einfach noch gesteigert haben eigentlich. Und das zeigt halt einfach so krass, was es ändert, wenn du vom Mindset her einfach denkst oder weißt, ist es möglich gegenüber demjenigen, der halt quasi das als Erster macht und wo halt alle sagen außenrum, naja, lass es sein, das bringt nichts. Ja, tolle Geschichte. Lukas, jetzt haben wir über ein paar Erfolge gesprochen, Rekorde und so weiter. Was ist denn für dich persönlich Erfolg? Also Erfolg ist mal, ich glaube, im allerersten Moment auf jeden Fall das, wenn ich gesund wieder zurückkomme. Also gerade wenn man am Berg ist, ist, glaube ich, jedem sehr schnell bewusst, dass der Gipfel immer nur die halbe Strecke ist. Also wenn man ganz oben ankommt, dann hat man eigentlich noch gar nichts geschafft. Man hat es erst geschafft, wenn man wieder wohlbehalten zu Hause ist. Und ich glaube, für mich ist halt Erfolg vor allem oder muss Erfolg vor allem was Nachhaltiges sein. Und dazu zählt halt vor allem auch zu wissen, wann man halt auch mal umdrehen muss oder wann man halt einfach auch mal sagen muss, hey, das das ist nichts für mich. Das passt nicht. Weil ich glaube, wenn jemand keine Mäßigung kennt, dann wird er das auch nicht allzu lange machen. Das heißt, Scheitern und Erfolg, das ist auch irgendwie nah beieinander? Für dich? Für mich absolut. Weil eigentlich ist es natürlich so, dass man den Erfolg will und dass man will, dass das Projekt genau so ausgeht, wie man es möchte. Auf der anderen Seite entsteht oft der Wert von so einem Projekt auch persönlich erst dadurch, dass man ein paar Mal auf die Schnauze fällt. ... Dass man dann am Ende des Tages auch tatsächlich sagt, ... ... hey, ich habe jetzt aus dem auf die Schnauze fallen ... ... tatsächlich auch was gelernt. Und bin jetzt nicht einfach nur hingelaufen, ... ... habe es gesehen, habe es gemacht, ... ... bin wieder nach Hause gegangen. Dann sage ich, ja cool, ... ... haben wir eine krasse Sache gemacht, ... ... aber irgendwie ist es für mich jetzt gar nicht so erfüllend. Erfüllend ist es eigentlich immer erst dann, ... ... wenn ich so einen gewissen Widerstand überwinden muss. Und dazu gehört halt auch das Scheitern ... ... einfach ganz integral dazu. Und ich glaube, wenn es nicht schwierig wäre, ... ... dann wäre es auch nichts wert. Ja. Stichwort schwierig. Was ich einfach super spannend finde, ist, dass du früher zumindest Höhenangst hattest. So habe ich das zumindest gehört. Jetzt würde ich von jemandem mit Höhenangst so ziemlich als allerletztes erwarten, dass er anfängt, Seile im Gebirge zu spannen und darüber zu laufen. Kannst du dich an den Moment erinnern, in dem du beschlossen hast, diese Angst zu überwinden? Ja, also es ist jetzt nicht die beste Voraussetzung. Das habe ich mir damals auch gedacht. Und das war wirklich krass. Also ich habe eigentlich nicht wirklich Höhenangst gehabt. Bei irgendwie anderen Sachen davor, beim Klettern, alles okay gewesen immer. Auch in höheren Wänden fand ich das eigentlich nicht so schlimm. Aber als ich das erste Mal auf so einer Slackline saß, habe ich wirklich so lähmende Panik erlebt. Oder wirklich dieses Gefühl, wo du nicht mehr weißt, wie du aufstehst, wie du hier runterkommst, was du eigentlich hier machst. So diese komplette Leere im Kopf aufgrund von Panik mit einfach nur noch festhalten und weg wollen. Und am Anfang war das eigentlich schon so natürlich ein Gedanke, wo ich mir gedacht habe, wow, vielleicht ist das nichts für mich. Aber gleichzeitig war halt so diese Idee schon in meinem Kopf, dass ich mir gedacht habe, also das schaut so cool aus, ich möchte das auch machen. Und die ersten Jahre, muss ich sagen, wo ich das immer wieder probiert habe trotzdem, da habe ich mir nie vorstellen können, dass ich mal auf so einer Highline quasi während ich drauf bin Spaß habe. Da war eigentlich das absolute Ziel, irgendwann mal auf der anderen Seite anzukommen. Und das Glück bestand quasi darin, es geschafft zu haben. Aber das auf der Slackline sein, war eigentlich die Hölle. Jahre lang? Ja, es war wirklich lang. Ich würde schon sagen, die ersten ein bis zwei Jahre habe ich wirklich gebraucht, um mich da dran zu tasten. Ich habe auch wirklich lange gebraucht, um ehrlich zu sein, um die erste Highline zu laufen. Das hat sicherlich ein dreiviertel Jahr oder fast ein Jahr gedauert, bis ich dann überhaupt mal auf einer Line gelaufen bin, die hoch war. Und in den ersten wirklich mehreren Jahren konnte ich mir eigentlich nie vorstellen, dass das mal Spaß macht, während ich es mache. Das war wirklich so ein Type 2 Fun. Du warst glücklich, wenn es fertig war. Inzwischen kann ich halt sagen, habe ich aus dieser Sache, die mir so viel Panik verursacht hat, eigentlich was gemacht, was ich einfach liebe wie nichts anderes. Und das ist schon verrückt, finde ich, wie stark man seine Prägung auch ändern kann. Von was einem Riesenangst einjagt, zu was einem Glücksgefühle bringt. Also inzwischen kannst du es genießen, wenn du oben stehst? Absolut, ja, und das tue ich auch. Also ich stelle mich auch oft seitlich auf die Slackline, um da die Aussicht quasi 180 Grad genießen zu können und auch mal wirklich runter zu schauen, meine Füße zu sehen, wie sie da auf dem zweieinhalb Zentimeter breiten Band über dem riesen Abgrund stehen und einfach zu genießen, wie absurd es halt einfach auch eigentlich ist, dass man genau an diesem Ort halt stehen kann und die Aussicht genießen. Jetzt hat jede und jeder von uns ja immer wieder kleinere und größere Ängste. Das muss jetzt nicht Höhenangst sein. Das kann ja alles Mögliche sein. Was würdest du denn sagen oder was würdest du vielleicht auch empfehlen aus deiner Erfahrung heraus? Was ist so der erste Schritt, um sich seinen Ängsten zu stellen? Also ich glaube, der allererste Schritt ist mal, sich der Angst bewusst zu sein, oder? Also es ist halt oft ja auch so, dass wir irgendwie Verhalten an den Tag legen, wo wir gar nicht so genau erklären können, warum wir das machen. Und oft steckt dann halt tatsächlich irgendwie die Angst dahinter, der wir eigentlich permanent ausweichen. Und ich glaube, in dem Moment, wo einem schon mal klar ist, hey, ich habe Angst vor dem und dem. Ich habe Angst vor dem Fliegen. Ich habe Angst vor Spinnen, vor Spritzen oder was auch immer es noch ist. Ich glaube, dann ist der wichtigste Schritt, sich einfach mal zu überlegen, was ist denn eigentlich die Konsequenz? Also was ist denn eigentlich das Schlimmste, was passieren kann? Und das war beim Highline bei mir genauso. Ich habe mir gedacht, warum habe ich denn da eigentlich so viel Angst? Und war klar, die Antwort war einfach, wenn ich da den Abgrund runterfalle, bin ich tot. Und das macht ja Sinn, dass ich davor Angst habe. Aber ich habe halt auch ein Klettergurt an, ich bin mit einem Seil eingehängt, ich kann eigentlich gar nicht abstürzen. Also das, wovor ich eigentlich so viel Angst habe, das kann ja eigentlich gar nicht passieren. Und die meisten Ängste sind eigentlich genau so, also dass die eigentlich keinen wirklich rationalen Hintergrund haben, sondern dass die eigentlich in unserem Kopf stattfinden. Und gerade bei solchen Ängsten gibt es eigentlich keinen Grund, nicht sozusagen doch einen Schritt weiter zu gehen und sich nicht doch mal zu trauen, sich der Angst einfach zu stellen, einfach mal in diese Situation reinzugehen. Und meistens kommen wir dann aus sowas heraus und denken uns ja, so schlimm war es ja gar nicht. Und fühlen uns halt auch bestärkt darin, dass wir es das nächste Mal vielleicht noch ein Stückchen weiter schaffen können. Und ich glaube, das ist eigentlich das Wichtigste, dass man dann einfach nicht mehr außenrum läuft, dem Ganzen nicht ausweicht, sondern einfach wirklich sehenden Auges einfach voll reingeht und das halt in konzentriertem Maße sozusagen einfach mal zulässt. Ja, finde ich auf jeden Fall einen guten Rat, sozusagen sich mal zu überlegen, was ist denn das Schlimmste, was passieren kann, weil wahrscheinlich ist schon das gar nicht so schlimm, weil man sich dann mal so ein bisschen vorstellt oder visualisiert. Ja, es ist auch wichtig, oder? Weil ich meine, wenn ich mir jetzt überlege, ich würde ohne Sicherung Highline gehen wollen, oder? Dann würde ich halt nach dem Gedanken, was das Schlimmste, was passieren kann, zu dem Schluss kommen, ja, ich könnte da runterfallen und tot sein. Und dann macht es schon Sinn, mir zu überlegen, hey, vielleicht ist die Angst dann auch sinnvoll und vielleicht sollte ich es dann einfach auch nicht machen. Aber wenn ich halt zu dem Schluss komme, dass eigentlich das Schlimmste, was passieren kann, jetzt nicht mein Ende ist oder nicht wirklich so dramatisch ist, dann ist es ja wirklich nur unser Mindset, nur unser Kopf, der uns eigentlich zurückhält. Und ich finde, das sollte kein Grund sein, um nicht seine Träume anzugehen. Ja, das ist ein schöner Satz. Jetzt bei dir läuft der Kopf ja zwangsläufig mit, also nicht nur physisch, sondern kann man ja nicht ausschalten. Dann da oben gibt es für dich heute noch Momente, in denen die Angst irgendwie zurückkehrt? Ja, voll. Also ich habe vor allem immer wieder, wenn ich neue Tricks auch versuche, da bringe ich mich ja oft in Positionen, die ich nicht gewohnt bin oder in Bewegungen, die ich noch nicht kenne. Und das ist halt wieder was Neues. Und dann ist natürlich schon wieder Angst dabei. Also oft auch einfach die Angst, mich zu verletzen, natürlich auch. Oder die Angst zu scheitern bei langen Slacklines. Aber halt ab und an auch wirklich wieder diese Höhenangst, wenn halt die Leine wirklich krass hoch ist oder wenn ich was Verrücktes versuche. Ich habe zum Beispiel Das liegt jetzt auch schon wieder ein paar Jahre zurück, aber als ich angefangen habe, Handstand auf der Slackline zu machen, habe ich dann natürlich auch diesen Wunsch gehabt, diesen Handstand auf höheren Slacklines zu machen und die erste wirklich krasse Highline, wo ich das dann mal probiert habe, war oberhalb der Eiger-Nordwand. Also ich meine, das ist halt schon eine krasse Wand. Wenn man da so einen Handstand drauf macht, dann schaust du halt gerade nach unten. Also du schaust auf die Leine zwischen deine Hände, aber du schaust halt vor allem auch straight in den Abgrund rein. Und das war was, wo ich selber wieder gemerkt habe, okay, ich kann auf diesem Ding laufen, ich kann in der Umgebung rumschauen, es macht mir alles nichts aus. Aber in dem Moment, wo ich hier komplett gerade runter schaue und was probiere, was wirklich schwer ist für mich, ist die Angst genauso wieder zurück wie am Anfang. Und dann habe ich auf einmal wieder gemerkt, wie krass das halt doch noch da ist. Einfach nur, weil ich meine Position geändert habe, oder? Und der einzige große Unterschied war, ich wusste halt, wie ich damit umgehe. Weil ich den Prozess schon mal gemacht habe. Ja. Also gehört, Angst gehört dazu irgendwie. Jetzt, was ich mich gefragt habe, als ich auch Videos jetzt von dir gesehen habe, also ganz persönlich neben der Höhe und so weiter, hätte ich ja auch immer so ein bisschen so die Angst ums Material. Also kann so ein Seil reißen? Kann sowas sich mal aus einem Fels rausreißen? Ja, das hört sich immer so sicher an, wenn ich jetzt sage, ich bin ja immer eingehängt, immer gesichert. Und das ist aber halt immer nur die halbe Wahrheit, weil am Ende des Tages bin ich halt in dieses System eingehängt, wie du gerade sagst. Und das System, also die Highline, die muss sicher verankert sein. Und wenn jetzt zum Beispiel eben, wie du sagst, die eine Seite komplett ausbricht oder das Band reißt, dann hilft mir die Sicherung herzlich wenig. Und das ist natürlich schon ein wichtiger Punkt bei dem Ganzen. Und da ist es halt bei uns so, dass wir eigentlich von Anfang an auf Redundanz gesetzt haben. Also sprich, es ist eigentlich bei unserem System so, dass eigentlich kein einzelnes Teil sozusagen überlebensnotwendig ist. Also jedes einzelne Teil darf versagen. Und wir haben eigentlich für alles sozusagen ein zweites Objekt darunter. Also bei einer Slackline zum Beispiel so, da ist noch ein zweites Seil oder eine zweite Slackline unterhalb, die manchmal auch so in lockeren Schlaufen darunter hängt, damit sie eben auch nicht so schnittanfällig ist wie ein gespanntes Band. Und auch bei den Ankerpunkten am Rand ist es so, dass man sich in der Regel nicht auf einen Punkt verlässt, sondern dass man entweder mehrere Bäume zum Beispiel benutzt, mehrere Felsen benutzt oder mehrere Bohrhaken ausgleicht und da eigentlich immer sozusagen ein System herstellt, das auf mehreren verschiedenen Punkten basiert, um so halt eigentlich auch sozusagen einzelnen Versagensquellen dann vorzubeugen. 100% Sicherheit gibt es nie im Leben. Das heißt, im Schluss ist es immer eine Abwägung. Ja, klar. Aber so ein Grundvertrauen ins Material, das gehört dazu. Ja, das muss man sich auch erarbeiten am Anfang. Also ganz ehrlich zu sein, die ersten Male, wo ich in die Sicherung reingefallen bin, da hatte ich immer mitm Leben abgeschlossen. Also da war für mich der Moment, wo ich unten da noch drin hing, da war ich immer so, krass, du bist noch da. Also das ging nicht in meinen Kopf rein. Ich wusste natürlich schon, ich bin gesichert und da kann theoretisch nichts passieren, aber angefühlt hat sich das halt anders. Und das ist schon auch was, wie bei allen Dingen, du musst einfach durch das, dass du die Erfahrung machst, dass es gut geht, einfach auch natürlich dieses Vertrauen begründen und beschaffen. Und es war natürlich auch so, dass ich nicht nur dem Material vertrauen musste, sondern natürlich auch den Leuten, mit denen ich unterwegs bin. Weil man hat zwei Seiten, wo man die Slackline aufbaut. Meistens kann man sich die andere Seite, wo man nicht ist, nicht vorher anschauen. Das heißt, man läuft dann über die Slackline in dem Vertrauen, dass die anderen da wohl alles richtig gemacht haben. Und das ist auch nicht ganz so einfach manchmal. Ja, das glaube ich. Machst du heutzutage mentales Training oder ist das Slacklinen an sich mentales Training? Ja, also für mich ist das Slacklinen tatsächlich eine sehr intensive Form der Meditation eigentlich. Also gerade das Laufen auf längeren Slacklines ist ein extremes Flow-Erlebnis, ist eine extreme Form von Meditation eigentlich, weil der Idealzustand ist, dass mein Körper sozusagen völlig autonom slacklined. Also völlig außenum ausgegleicht und ich eigentlich nicht eingreife. Ich aber auch nichts denke, was meinen Körper sozusagen in dem Tun beeinträchtigt. Das heißt, im Idealfall denke ich nichts. Das ist natürlich eigentlich genau das, was man in der Meditation ja auch erreichen will, was natürlich in der Realität immer nur bedingt funktioniert. Ich glaube, jeder weiß, der mal meditieren versucht hat, klar, es ist eine Trainingsfrage auch, aber es ist immer schwierig und es ist vor allem auch schwer über einen langen Zeitraum diesen Fokus aufrechtzuerhalten. Das ist, glaube ich, beim Slacklinen auch das, was ich gelernt habe. Es geht gar nicht darum, sozusagen 100% perfekt zu sein, sondern es geht darum, in 100% der Fällen wieder zurückzukommen. Also wenn du einen komischen Gedanken hast, dann hast du den schon. Und dann musst du einfach als nächstes wieder sozusagen zurück in deinen Fokus finden. Und dass du da zwischendrin entgleist, ist völlig normal. Ich glaube, wie das geht, ist eigentlich zum einen relativ einfach. Und zwar geht es immer darum, dass du meistens hat man ja negative Gedanken, die einen da so durchbrechen. Und für mich ist das Entscheidende, dass ich dann zuerst mal sozusagen einen positiven Gedanken dagegen setze. Also wenn ich in dem Moment, meistens kommt ja so ein Gedanke bei mir wie, jetzt ist gerade mehr Wind gekommen, jetzt wird es gerade schwieriger, hoffentlich trete ich nicht daneben. Dann denke ich ja natürlich ans Abstürzen, oder? Und dann versuche ich als nächstes sozusagen den positiven Gedanken dagegen zu setzen, dass ich mir denke, hey, du konzentrierst dich jetzt einfach auf den nächsten Schritt und konzentrierst dich darauf, den perfekt zu machen. Und ich konzentriere mich quasi wieder auf was, was ich tun kann und was einen positiven Ausgang hat. Und wenn ich dann den nächsten Schritt wieder gemacht habe, dann bin ich hoffentlich sozusagen wieder zurück in diesem gedankenlosen Tun und kann einfach weitergehen und der Kopf wird langsam wieder leer oder zumindest mit positiven Gedanken gefüllt. Ja, also etwas, was du tun kannst, heißt ja auch etwas, was, sag ich mal, deiner Kontrolle unterliegt. Genau. Also, was mich wieder zurückbringt. Und da ist tatsächlich auch eines der besten Tools die Atmung. Das ist ja eigentlich auch bei der Meditation oder auch beim Yoga essentiell. Und Atmung ist halt im Grunde genommen einfach immer so der Connect zwischen unserem Kopf und unserem Körper, oder? Das ist was, was wir steuern können, aber es ist eigentlich ein vegetatives Nervensystem. Also es ist eigentlich was, was permanent passiert, aber wir können es auch beeinflussen. Und die Art und Weise, wie wir atmen, beeinflusst halt auch sehr maßgeblich, wie wir uns fühlen. Und wenn wir unter Stress geraten, wenn wir einfach hektisch sind, dann wird die Atmung immer flacher, die wird immer weiter nach oben verlagert, also irgendwann atmet man nicht mal mehr in die Brust rein, sondern nur noch in den Hals und kriegt eigentlich gar keinen Sauerstoff mehr. Und wenn wir wirklich entspannt sind, wenn wir kurz vorm Einschlafen sind, zu Hause im Bett liegen, dann atmen wir so richtig tief in den Bauch rein und langsam und gemütlich. Und genau das kannst du ja auch nutzen. Also wenn ich auf einer Slackline bin und einfach richtig gestresst bin, dann merke ich natürlich, dass meine Atmung immer schneller wird und immer hektischer wird. Und dann mache ich halt genau das Gegenteil. Ich fange wieder an, ganz tief und langsam zu atmen und suggeriere meinem Körper dadurch halt einfach auch, hey, alles cool, alles easy, alles entspannt. Ja, jetzt hatten wir schon sogar drei Sachen, die man, glaube ich, auch mitnehmen kann für andere Ängste. Also Atmung hast du jetzt gerade gesagt oder auch den Fokus auf etwas lenken, was meiner Kontrolle unterliegt oder zu Beginn mal überhaupt zu überlegen, was ist das Schlimmste, was passieren kann. Auf jeden Fall alles Dinge, die man auch übertragen kann, denke ich, auf andere Ängste. Ja, gerade Atmen ist wirklich was, was du in jeder Lebenssituation eigentlich machen kannst, weil du musst es sowieso die ganze Zeit machen und die Frage ist nur, ob du es konzentriert und bewusst machst oder ob du es halt so passieren lässt, wie es halt die Situation diktiert. Und ich glaube, da kann man sich durchaus auch zwischendrin mal einfach wirklich, seien es auch nur ein paar Sekunden sein, um sich mal einen bewussten, tiefen Atemzug zu gönnen. Das kann schon reichen, dass sich die Grundanspannung im Körper schon wieder löst. Und das ist wirklich kein Zeitaufwand. Du hast vorher gesagt, die Angst hat ja auch ihr Gutes. Die soll uns ja auch was sagen. Klar, du solltest nicht ohne Sicherung über eine Schlucht laufen. Wie kann man denn unterscheiden, ob die Angst einem jetzt gerade, sage ich mal, eine wichtige Warnung ist oder sie einfach nur einen daran hindert, voranzukommen? Ja, ich glaube, das ist wirklich eine ganz spannende Frage, aber die kann man schlussendlich nur mit Rationalität beantworten. Also da musst du wirklich einen Schritt rausgehen aus der Situation, weil Angst ist ja immer eine Emotion. Und eine Emotion, die überschreibt ja immer prinzipiell erstmal alle Rationalitäten. Eine Emotion ist dringender, die ist da und die ist einfach dominant. Und ich glaube, das sehen wir ja in der heutigen Gesellschaft auch. Wir sind extrem emotionsgetrieben und vergessen oft, dass wir eigentlich auch einfach diesen Schritt nach hinten erstmal gehen könnten, mal das Gesamtbild anschauen und eben mal ganz kalt, nüchtern, rational beurteilen, ist das wirklich gefährlich? Und wenn ja, was kann ich dagegen tun? Und beim Slacklinen ist es ja genau so. Du gehst einen Schritt zurück und denkst dir, ... ... ja okay, ist es gefährlich? Ja, ist es. Was kann ich dagegen tun? Ich kann mich sichern. Und dann kann ich weitergehen. Und wenn ich halt an dem Abgrund stehe, ... ... habe ich aber halt natürlich einen ganz anderen Gedanken. Da habe ich nicht den Gedanken, ... ... oh ja, ist ja eigentlich sicher, ... ... sondern da habe ich den Gedanken, oh mein Gott, ... ... ich könnte sterben. Und das ist eben genau dieser Spagat, ... ... oder dass du es halt schaffst, ... ... aus dieser Emotionalität in dem Moment rauszukommen ... ... und halt ganz klar einfach zu beurteilen, ... ... was ist Sache, was kann ich tun? Und das, glaube ich, gilt für alle Lebenslagen. Und wann immer wir Ängste haben, ist es eigentlich am allerbesten, erstmal diesen Schritt zurückzugehen, einmal tief ausatmen und sich einmal überlegen, was passiert hier eigentlich gerade. Hast du für dich irgendwie so eine Art Mantra, einen Leitspruch, irgendwas, was dich begleitet, um Ängste zu überwinden? Ja, eigentlich schon irgendwo. Also ich habe so ein Motto, könnte man vielleicht sagen. Also ich habe mir mal selber so ein bisschen, also das ist jetzt keine zwingende Regel, aber ich habe mir mal selber so auferlegt, jeden Tag was zu machen, was mir Angst macht. Jeden Tag irgendwas zu machen, was ich nicht so gerne mache. Das muss jetzt nicht heißen, dass ich jeden Tag aus dem Flugzeug springen will oder Bungee Jump gehen will oder irgendwas total Extremes machen will, sondern das sind so Kleinigkeiten. Ich mag zum Beispiel nicht kalt duschen. Einfach unangenehm, mag ich nicht. Also was könnte ich halt jeden Tag machen, wenn es sonst nichts ist, kann ich halt den Duschhebel von warm, wie ich es halt gerne habe, einfach auch mal auf kalt stellen. Und schon habe ich was gemacht, was ich eigentlich gerne vermeiden möchte, oder? Und worum es dabei eigentlich geht, ist, du trainierst deine Willenskraft. Du trainierst quasi deine Willenskraft, Dinge zu tun, die dir erstmal unangenehm sind. Weil das meiste, was wir erreichen wollen, ist halt auf der anderen Seite von so einem Abgrund. Und dazwischen liegt halt irgendwas, was wir nicht gerne machen. Und wenn wir genügend Power haben, dann können wir halt über diesen Abgrund drüber, oder? Und wenn wir die Willenskraft halt nicht mehr haben, dann schaffen wir es halt nicht drüber. Und das ist halt genauso wie ein Muskel. Du musst es halt trainieren. Wenn du dich nie anstrengst, nie aus deiner Komfortzone rausgehst, dann wird es dir auch nicht in dem Moment gelingen, wo es dir wirklich wichtig ist. Spannend. Heute kalt geduscht? Noch nicht, aber der Abend ist noch jung. Aber die Angst hast du jetzt hier schon überwunden. Ja, ich bin schon mal wieder vor dem Mikrofon. Das mache ich eigentlich ganz gern. Spannend. Lukas, danke für den Einblick. Ich glaube, da können sowohl ich als auch viele aus unserem Publikum auch einiges daraus mitnehmen, weil man glaube ich ganz viele Dinge, die du gelernt hast und als Erfahrungsschatz mitbringst, auf andere Situationen auch übertragen kann. Man muss ja nicht immer auf einer 500 Meter hohen Highline stehen, um Ängste zu überwinden. Sehr, sehr interessant. So mit Blick auf die Zukunft, was sind deine Pläne fürs nächste Jahr? Hast du schon die nächsten Ziele im Auge und wenn ja, welche? Ja, über die großen Träume und Pläne, da spricht man immer ungern. Aber nein, ich habe auf jeden Fall noch einiges zu tun, was das Handstand Slacklinen angeht. Das ist nach wie vor etwas, wo ich zwar gute Fortschritte gemacht habe, aber noch nicht ganz da bin, wo ich gerne hin möchte. Und ansonsten gibt es noch sehr viele Berge, wo ich gerne meine Slackline spannen möchte. Es gibt vor allem einen speziellen Berg in der Nähe von Mont Blanc in Chamonix. Wo wir jetzt schon zweimal dort waren, um unsere Slackline dort zu spannen und es zweimal nicht geschafft haben. Weil? Naja, eigentlich beide Male, weil wir nicht auf die eine Seite hochgekommen sind. Also es gibt halt da zwei Gipfel zu erklettern und da muss man auch wirklich relativ schwierig sehr sehr lange 450 Meter auf jeder Seite hochklettern. Und im ersten Jahr haben wir es nicht auf die eine Seite hoch geschafft und dieses Jahr waren wir eigentlich auf dem Gipfel, haben dort übernachtet und auf der anderen Seite hat es das andere Team aber leider nicht geschafft. Und dann sind wir wieder mal unverrichteter Dinge abgezogen. Und ich hoffe, dass wir das dann nächsten Sommer tatsächlich realisieren können. Und da ist jetzt das Spektakuläre, dass der Gipfel so schwer zu besteigen ist. Oder ist es auch eine besondere Höhe oder Kulisse? Ja, es ist eine absolut krasse Kulisse unterhalb vom Mont Blanc. Aber es ist tatsächlich so, der eine Gipfel heißt Grand Capucine und der gilt als der schwierigste Normalweg der Alpen. Also man könnte sagen, der schwierigst zu besteigende Gipfel der Alpen. Und lustigerweise ist noch nicht mal der der Gipfel, der uns so viele Probleme bereitet hat, sondern der auf der gegenüberliegenden Seite. Aber das ist beim Bergsteigen ganz oft so, dass die bekannten oder berühmten Gipfel, auch wenn sie sehr schwer sind, manchmal gar nicht so schwer sind wie die Gipfel, die daneben liegen, aber auf die keiner hoch geht. Das kann ich mir vorstellen. Ja, dann drücken wir dir da die Daumen, dass das nächstes Jahr endlich klappt und der Traum auch noch in Erfüllung geht, wie so viele andere schon davor. Zum Abschluss unseres Gesprächs, Lukas, machen wir das hier immer so, dass wir schon ein bisschen Neugier auf unseren nächsten Gast wecken. Und das funktioniert folgendermaßen. Hier für diejenigen, die uns zuschauen, die sehen das auch, ein Bild unseres nächsten Gastes mit dabei. Diejenigen, die uns jetzt nur hören, ja, man sieht einen, wie beschreibe ich das jetzt, Herren mittleren Alters in Hemd und Sakko, würde ich mal sagen. Und jetzt wäre natürlich die Frage, was denkst du, was man von ihm lernen kann, sozusagen? Wir haben ja heute viel von dir gelernt, Lukas. Ich gebe dir ein, zwei, drei Hinweise, je nachdem. Der erste Hinweis ist, er blickt gerne weit zurück. Blickt gerne weit zurück. Könnte jetzt ein Historiker sein oder ein Geschichtslehrer, aber ich würde eher sagen, in dem Fall vielleicht tatsächlich ein Historiker. Ja, also die Wissenschaft ist schon mal die richtige Spur, sage ich mal. Jetzt Hinweis zwei, er interessiert sich für den Stoff, aus dem das Leben besteht. Also für Wasser vielleicht auch. Unter anderem, ja. Und dritter Hinweis, für ihn sind wir alle Sternenstaub. Aha, okay, also dann könnte er wohl ein Astronom sein, würde ich sagen. Du bist ihm auf der Spur, genau. Das ist nämlich Professor Andreas Burkert, Astrophysiker, und von ihm werden wir in der nächsten Folge von nah, neugierig und Negroni lernen, warum wir alle aus Sternenstaub bestehen, ob da draußen noch irgendwo anderes Leben ist und wie das überhaupt alles begonnen hat mit unserem Universum. Würde mich freuen, wenn ihr dann wieder dabei seid. Lukas, an dich sage ich ein ganz, ganz herzliches Dankeschön. Es war total spannend, von dir zu hören, was dich antreibt. Ich habe viel gelernt heute. Das war toll und wir drücken dir die Daumen, dass du noch viele deiner Träume verwirklichen kannst. Vielen herzlichen Dank. Vielen Dank fürs Gespräch und bis zum nächsten Mal.