nah, neugierig & Negroni

Friedl Wynants

#3: Wie lernen wir, die dunkle Seite des Universums zu verstehen? An der Bar mit Astrophysiker Prof. Andreas Burkert

27.03.2024 47 min

Video zur Episode

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Zusammenfassung & Show Notes

Mit Astrophysiker Prof. Andreas Burkert tauchen wir ein in die dunkle Seite des Universums: Wir sprechen über den Spaghetti-Effekt bei schwarzen Löchern, warum die Angst vor Asteroiden begründet ist und weshalb wir jeden Moment Leben in den Weiten des Universums entdecken könnten.

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Transkript

Also • mir erscheint es sehr vermessen zu behaupten, dann kann aber nur auf dieser Erde Leben entstehen. • Man weiß es nicht, wann man Leben findet, aber es könnte jederzeit passieren, es könnte morgen passieren. Einstein hat gezeigt, dass schwarze Löcher noch viel faszinierender sind. Wir haben letztes Jahr einen ziemlich großen Asteroiden, ich glaube, der war so über 100 Meter groß, neu entdeckt. Und der hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit, die zum Glück gering ist, dass er 2024 dieses Jahr die Erde trifft. Und wenn das passiert, also wenn der auf Bayern trifft, dann ist erstmal Schluss. Und damit herzlich willkommen hier an der Sundowner Bar zu einer neuen Folge nah, neugierig und Negroni. Mein Name ist Friedl Wynants und ich habe heute Professor Andreas Burkert zu Gast, Astrophysiker. Mit ihm wollen wir nicht nur darüber sprechen, wann wir endlich Leben im Universum finden, sondern wir wollen vor allem auf die dunkle Seite des Universums schauen. Schwarze Löcher, dunkle Materie, dunkle Energie, Spaghettifizierung und nicht zuletzt die Frage, wie groß die Gefahr eines Asteroideneinschlags wirklich ist. Schön, dass du da bist, Andreas. Was wäre ein Bargespräch ohne Getränk? Hier kommt's auch schon. Du hast dir eine Mangoschorle gewünscht von unserem Barkeeper Kilian. Und hier ist sie. Und begleitend dazu würde ich dir gerne die Frage stellen, die ich jeder Gästin und jedem Gast zu Beginn stelle, nämlich was können andere von dir lernen, Andreas? Ja, ich denke einmal, dieses Gefühl, Teil eines großen Ganzen zu sein, des gewaltigen Universums, das gerade so aufgebaut ist, dass wir da optimal drin leben können. Aber zum anderen auch, dass wir nicht die Wichtigsten sind im Universum. Wir gehören dazu, aber es gibt da draußen wahrscheinlich weiteres Leben, unendlich viele Planeten und so weiter. Wir werden noch darüber sprechen. Und wir haben eigentlich nichts weiter zu tun, als unsere kleine blaue Erde zu pflegen und zu erhalten. Sehr schön. Da hast du schon interessante Gedanken angeschnitten, die wir gleich auch nochmal vertiefen wollen. Vorher stelle ich dich gerne nochmal einmal kurz vor, Andreas. Du bist Astrophysiker, bist Leiter des Lehrstuhls für Theoretische und Numerische Astrophysik an der LMU München. Und du beschäftigst dich mit der Frage, wie aus dem Urknall das heutige Universum entstehen konnte. Und wir wollen uns heute auch auf eine kleine Reise begeben in die Unendlichkeit. Aber wir wollen auch darüber sprechen, ob es da irgendwo da draußen Leben gibt. Und vor allem als kleinen Schwerpunkt heute mal die dunkle Seite des Universums betrachten, Stichwort dunkle Energie, schwarze Löcher, was ist da alles, was man nicht sehen kann. Das ist das, was wir die nächste Dreiviertelstunde vorhaben. Und bevor wir da tiefer in die, im wahrsten Sinne des Wortes, Materie einsteigen, vielleicht nochmal vorweg die Frage, wie entstand für dich persönlich denn die Begeisterung für Astrophysik? Wie bist du zu dem Thema gekommen? Ja, für mich war lange nicht, glaube ich, wirklich Astronomie • denn es gibt so viel Spannendes, dass man gar nicht weiß, wo man anfängt. Ein wichtiger Aspekt war Holmer von Dithfurt, eigentlich ein Mediziner, der aber auch Fernsehmoderator war, der Bücher geschrieben hat über das Universum. Der Geist fiel nicht vom Himmel, wo er eben sagt, also wir kommen aus dem Universum heraus und unser Geist ist Teil dieser Entwicklung des Universums. Tatsache, wenn man hinausschaut in das Universum, dass man in seine eigene Vergangenheit schaut, dass die ganze Information noch da ist. Das hat mich so begeistert, dass ich mir gedacht habe, da kann ich nicht einfach nur lesen, da muss ich selber auch forschen. Also eigentlich schon so philosophische Gedanken, die dich da zu diesem Thema gebracht haben. Wie kann man sich dann ganz konkret den Tag im Leben eines Astrophysikers vorstellen? Ja, also heute zum Beispiel, also ich fange immer so an, dass ich mir die Webseite der Preprints anschaue, die neu herausgegeben werden, also Artikel, die neu erscheinen, denn da muss man immer durchscannen. Einmal, weil die Konkurrenz schläft nicht, auch weil neue Ideen aufkommen, das ist das allererste. Dann hatte ich mich um unseren Exzellenzcluster zu kümmern. Das ist also so eine Kollaboration von 120 Arbeitsgruppen in München-Garching, finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit 45 Millionen Euro. Und da versuchen wir herauszufinden, wie das Leben ins Universum gekommen ist und ob wir allein sind. Und da gibt es immer wieder Aufgaben. Da muss man Infrastruktur sorgen, da muss man sich um den Nachwuchs kümmern. Wir haben ein großes Besucherprogramm. Dann ging es im Wesentlichen weiter mit Reisen. Ich fliege demnächst nach New York. Ich habe in zwei Wochen meine Tournee „Urknall und Sternenstaub". Das ist eine Tournee mit Musikern. Da sind wir eine ganze Woche unterwegs, tingeln durch ganz Deutschland. Die Musiker machen Musik und ich erzähle vom Universum. Und am Nachmittag habe ich dann mal in meine E-Mail geschaut. Das ist immer unmöglich, weil ich kriege so 120, 130 E-Mails am Tag. Oh, wow. Da scanne ich einfach mal so rein. Und was mich auch heute sehr gefreut hat, ein Schüler hat sich getraut, mir zu schreiben, er muss was über dunkle Materie erzählen in der Schule, ob wir uns nicht mal unterhalten können. Das fand ich toll. Und sowas machst du dann auch gerne? Ach, ich liebe es. Okay. Da kommen wir auch gleich noch drauf, auf die dunkle Materie. Vorweg noch so ein kleiner Fun Fact, den ich über dich gehört habe. Wenn du rausschaust in die Sterne, dann weißt du, da draußen ist ein Stern, der nach dir benannt ist. Wie kam es dazu? Ja, es ist zum Glück kein Stern, denn Sterne vergehen ja. Und dann wäre es weg. Also von daher, es ist ein Kleinplanet in unserem Sonnensystem. So ähnlich wie der Pluto. Und ich war eine Zeit lang, seit 2011, Präsident der Astronomischen Gesellschaft und Vorsitzender des Rates Deutscher Sternwarte. Das sind so die Direktoren hier. Und dann wurde mir quasi dieser Kleinplanet verliehen von der Internationalen Astronomischen Gesellschaft dafür, dass ich da offensichtlich irgendwas richtig gemacht habe. Und hast du ihn schon mal gesehen mit eigenen Augen, im Sinne von durchs Teleskop? Nein, also ich bin mehr der Theoretiker. Aber ich war mal auf einer Veranstaltung, da habe ich im Vortrag gehalten und dann kam ein Hobbyastronom zu mir Er hat gesagt, Herr Burkert, ich habe etwas für Sie. Und dann hat er mir das Bildchen gezeigt. Er hat sich extra die Mühe gemacht, meinen kleinen Planeten zu finden und hat ihn mir auf dem Bild gezeigt. Ehrlich? Also weiß ich, den gibt es tatsächlich. Okay, sehr schön. Und auch noch so zum Einstieg eine Frage, die man, glaube ich, jedem Astrophysiker mal stellen muss. Gibt es einen Science-Fiction-Film, für den du dich begeistern kannst? Ja, also natürlich, man hat Star Wars und Star Trek, das hat man immer gesehen. Independence Day kennt man auch, das finde ich auch schon sehr beeindruckend. Aber was mir sehr gut gefallen hat, ist ein Film, den gibt es, glaube ich, nur in Englisch, der heißt Don't Look Up. Und ich weiß nicht, ob ihr den gesehen habt oder ob du den gesehen hast. Da geht es darum, dass ein Asteroid die Erde bedroht. Und die Menschen lösen es dadurch, dass sie einfach nicht nach oben schauen. Und es gibt dir einfach zu denken. Die Analogie zum Klimawandel, glaube ich. Ja, richtig. Aber exakt so ist es. Und der Film polarisiert. Die einen, die können ihn nicht ausstehen, natürlich. Das ist enorm peinlich. Und die anderen sagen, ja, darüber sollte man nachdenken und viel reden. Und den finde ich einfach toll. Ja, kann ich bestätigen. Habe ihn auch gesehen. Ist ein guter Film. Und über Asteroiden sprechen wir nachher auch noch. Also wie viel Wahrheit dann da dran ist. Wir haben gedacht zu Beginn, wir schaffen einfach mal ein bisschen Orientierung, jetzt wo wir hier einen Profi an der Bar haben, in Sachen Raum und Zeit. Also jetzt sitzen wir zwei hier, Andreas, an der Sundowner Bar in München. Und wir sind ja irgendwie Teil eines großen Ganzen. Also wenn wir jetzt mal so ein bisschen rauszoomen, was wahrscheinlich die meisten noch so einigermaßen auf dem Schirm haben, ist, wenn man rauszoomt, dann kommt erst mal unser Sonnensystem mit den, ich glaube, inzwischen noch acht Planeten, waren mal neun. Und wie geht es denn dann weiter, wenn wir jetzt weiter rauszoomen? Was kommt denn dann noch? Ja, dann kommt der nächste Stern. Wie weit ist der weg? Der ist schon mal, da muss man 2000 Generationen lang fliegen, um dahin zu kommen. Das heißt, du tust nichts weiter als für die nächste Generation sorgen. Ist aber trotzdem kosmische Nachbarschaft, kann man sagen. Ja, eine Nachbarschaft. Und dann ist da erst der nächste Stern. Und dann geht es eben weiter. Und wenn man das Ganze dann zählt, wir • sitzen in einer sogenannten Milchstraße, das ist so ein großes Sternensystem, da gibt es dann 200 Milliarden Sterne. Wie unsere Sonne. Wie unsere Sonne, ja. Manche sind groß, manche sind klein. Jeder Stern hat seine Aufgabe im Universum. Das ist nicht so zufällig in dem Sinne, alles ist wichtig. Aber jeder dieser Sterne scheint auch von einem Planetensystem umgeben zu sein. Es gibt also mehr Planeten als diese Sterne in der Milchstraße. Und dann kann man hinausschauen, durch die Milchstraße hindurch in den intergalaktischen Raum. Und dann findet man wieder Milchstraßen. Also weitere Galaxien? Ja, ja. Allein im sichtbaren Bereich sehen wir 100 Milliarden Galaxien, Milchstraßen. Jede mit 100 Milliarden Sternen. Also wenn du quasi einen Sandkorn in Armlänge Entfernung hältst, dann befindet sich hinter deinem Sandkorn tausend Milchstraßen, jede mit 100 Milliarden Planetensystemen. Allein hinter der Größe eines Sandkorns befindet sich eine? Ja, versteckt. Und das ist nur der sichtbare Bereich des Universums. Das Universum ist ja noch viel größer. Okay, und wenn wir jetzt mal so auf der Zeitachse schauen, vor so ungefähr 13,8 Milliarden Jahren, glaube ich, hat es begonnen mit dem Urknall. Ich glaube, soweit besteht da mittlerweile Einigkeit. Wie kam es jetzt aber vom Urknall dazu, dass wir zwei heute hier am Montagabend an der Bar sitzen? Was ist passiert seitdem? Das ist das Spannende. Die Frage ist ja die, ob im Urknall schon das Leben angelegt war oder ob das Universum selber nicht wusste, dass Leben entstehen kann. Wir wissen, wie sich heute das Universum entwickelt. Am Anfang gab es • im Urknall gab es ja noch gar keinen Raum. Es ist überhaupt das Erstaunlichste, dass das Universum entstanden ist und nicht immer da war, dass es geboren wurde, dass es einmal einen Punkt gab, da gab es kein Universum. Und dann auf einmal war es da. Und das ist das Wichtigste am Universum, denn wenn es schon immer da wäre, dann würde sich nichts entwickeln. Ja, aber weil es entstanden ist, muss es sich erst entwickeln. Und dann war am Anfang Wasserstoff da und dann hat sich das Universum ausgedehnt, dehnt sich immer noch aus. Also laufend quillt Raum zwischen diesen vielen Milliarden Galaxien hervor. Seit der Entstehung der Erde hat sich so das Universum verdoppelt in seiner Größe. Also wir leben noch mitten im Urknall, wenn man so will. Und dann hat sich die Materie zusammengezogen. Der Raum entsteht und drückt alles auseinander, aber durch die Schwerkraft, lokal konnte sich die Materie zusammenziehen und entstand das sogenannte kosmische Netzwerk. So ein Millionen Lichtjahre großes Spinnennetz, wenn man so will. Und an den Knotenbunken entstanden diese Galaxien. Und dann hat man aber nur Wasserstoff im Urknall. Und wir bestehen ja nicht nur aus Wasserstoff. Übrigens enthalten wir Wasserstoff. 100 Trillionen Trillionen Trillionen Atome. Allein in unserem Körper? Ja, in der Form von Wasser. Das heißt, wir tragen den Urknall mit uns rum. Und wenn du mal gefragt wirst, wie alt du bist… 13,8 Milliarden Jahre. Absolut richtig. Und dann kommen aber noch mehr dazu. Und das kam dann durch die Sterne, die großen Sterne, die wandeln den Wasserstoff in Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Silikat und die Elemente des Lebens, man sagt Sternenstaub, um in der Fusion und die explodieren zum Glück. Und dann schleudern die diesen Staub hinaus in die Galaxie und aus dem kann dann ein Planet entstehen und Leben Also wir sind quasi Urknall und Sternenstaub in Kombination. Und so sind dann die Bausteine des Lebens entstanden. Aber wie dann aus den Bausteinen etwas Neues entsteht, etwas Emergentes, etwas, was nicht die Bausteine an sich sind, sondern was viel mehr ist als bloß die Bausteine. Das ist das große Rätsel. Man findet es immer im Universum. Ein wunderbares Beispiel ist dein Selbstbewusstsein. Wenn du dir die Neuronen anschaust, da findest du dein Selbstbewusstsein nicht. Wenn ich deinen Kopf aufmache, finde ich es nicht. Es entsteht quasi emergent nur durch die Wechselwirkung. Es ist etwas Metaphysisches. Was man auch nicht einfach erklären kann. Das Universum weiß es selber noch nicht und wahrscheinlich auch der Kopf weiß es noch nicht, was für ein Selbstbewusstsein da drin entstehen wird. Und das Leben scheint auch sowas zu sein. So wie Selbstbewusstsein. Und jetzt liegt natürlich die Frage auf der Hand, nachdem es Sternenstaub überall gibt im Universum, gibt es auch überall Leben? Ja, das ist die spannende Frage. Ich meine, du musst dir überlegen, vor 1995 dachten wir, wir sind das einzige Planetensystem im riesigen All. Wie naiv! Und jetzt findest du um jeden Stern Planeten. Das ist erst gestern gewesen. Jetzt kann man nicht erwarten, dass man auch gleich Leben findet. Es ist noch nicht so lange her. Aber die Voraussetzungen sind überall da. Es gibt überall Sternenstaub. In jeder der 100 Milliarden Galaxien gibt es Supernovae, die da explodieren und wird Sternenstaub erzeugt. Da gibt es wahrscheinlich Planeten. Also mir erscheint es sehr vermessen zu behaupten, dann kann aber nur auf dieser Erde Leben entstehen. Man weiß es nicht, wann man Leben findet. Aber es könnte jederzeit passieren. Es könnte morgen passieren. Und das ist so spannend. Und wenn wir es finden werden, werden wir es aber wahrscheinlich in erster Linie mal in der Form von Anzeichen für irgendwelche biologischen Prozesse finden. Also wir werden ja wahrscheinlich nicht ein Bild von Außerirdischen als erstes mal sehen. Ja, das wäre eher noch ein größerer Schock. Oder für die wäre es vielleicht auch ein Schock, je nachdem, wie wir uns aufführen. Also das Erste, was man sich vorstellen könnte, ist, dass wir es hören. Also wir senden ja laufend Radiostrahlung aus. Die wandert mit Lichtgeschwindigkeit ins All. Und jeder Außerirdische kann uns hören. Wie peinlich! Und aber umgekehrt natürlich auch. Jetzt ist es natürlich so, wenn du dir die Planetenatmosphären anschaust, dann kannst du die chemische Zusammensetzung extrahieren aus dem Spektrum des Lichtes. Und dann siehst du Biotracers, zum Beispiel Ozon oder Sauerstoff, reiner Sauerstoff kann nicht existieren, weil der sofort oxidiert. Also reiner Sauerstoff ist ein Produkt von etwas aus dem Gleichgewicht und wir kennen eigentlich nur eins, Leben. Also wenn ich Sauerstoff in einer Atmosphäre finde oder Ozon in großen Mengen, dann ist es schon ein erster Biomarker, dass es da Leben gibt, Photosynthese. Und wie nah sind wir da dran? Können wir das mit heutigen Teleskopen? Gerade mit James Webb können wir die Atmosphären sehr genau untersuchen. Jetzt erstmal der nahen Sterne. Und es kann wie gesagt jederzeit sein, dass man auf einmal Sauerstoff irgendwo an einem Planeten sieht. Heißt, konkret gehst du davon aus, dass du es noch erleben wirst? Ja. Einfach weil ich es will. Aber das ist halt Wissenschaft. Wissenschaft weißt du nie. Du hoffst es immer. Aber die Bedingungen sind eigentlich reif. Wir haben alle Werkzeuge dafür. Jetzt muss es nur noch das Universum uns so wohlgesonnen sein, dass es auch irgendwo in der Nähe schon Hinweise von Leben gibt. Und das nicht nur im fernen Universum. Wir haben jetzt gerade im Origins Cluster ein Labor aufgebaut, weltweit einzigartig, wo wir Leben erzeugen wollen. Und es könnte auch sein, dass du auf einmal in einem Reagenzglas neues Leben erzeugst. Neuartiges Leben? Ja klar, weil das ist anders vielleicht. Wieso soll es genau so sein, wie wir es jetzt schon kennen? Und dann hast du auch wieder gezeigt, dass Leben überall entstehen kann, selbst im Reagenzglas. Ja, ich glaube, das würde ja so die, sagen wir mal, große Geschichte von der menschlichen Erforschung des Kosmos ganz gut fortsetzen, weil, wie du schon sagtest, der Mensch dachte, glaube ich, in vielen Dingen lange Zeit, das ist alles einzigartig. Irgendwann hat man dann gemerkt, okay, das sind ganz viele andere Sterne und das sind eigentlich auch Sonnen, das ist gar nicht so einzigartig. Dann, glaube ich, war auch lange die Meinung, wusste man gar nicht, ob es andere Galaxien gibt, hat man dann so vor 100 Jahren, glaube ich, herausgefunden. Und jetzt, wie du sagst, vor 20, 30 Jahren eben, dass Planeten auch nichts besonderes sind Und der nächste logische Schritt ist ja im Prinzip herauszufinden, dass es eigentlich auch Leben gibt wie Sand am Meer. Ja, so denke ich auch. Und vor allen Dingen vielleicht auch intelligenteres. Also man bildet sich immer ein, wir sind die intelligenteste, die Krone der Schöpfung. Ich sehe es eher so, wir sind halt ein Versuch und im Moment läuft es gar nicht gut. Also von daher würde ich mal sagen, vielleicht gibt es da draußen viel besseres, komplexeres, viel konstruktiveres Leben, als was bei uns gerade abläuft. Ja, das wäre wünschenswert, ja. Ja, spannend. Jetzt haben wir schon so eine ganz gute Orientierung, haben uns ein bisschen in Raum und Zeit orientiert und auch mal so geguckt, ob es noch woanders Leben gibt. Und jetzt sind wir, glaube ich, bereit, mal einen Blick auf die dunkle Seite des Universums zu werfen. Und da kommt mir als erstes das Thema dunkle Materie in den Sinn. Du hast da mal einen schönen Vergleich gebracht oder ein anschauliches Bild. Du hast nämlich gesagt, sichtbare Materie, wie wir sie alle kennen, verhält sich wie eine Seerose in einem dunklen See. Also beobachtet man ihre Bewegung, dann kann man Rückschlüsse auf die dunkle Materie ziehen. Kannst du den Vergleich ein bisschen ausführen? Dunkle Bakterie ist ein Stoff, den man offensichtlich nicht sehen kann. Und dann stellt sich die Frage, wie weiß ich überhaupt, dass es den gibt? Und eine Möglichkeit ist die, dass man sich die Bewegung der Sterne in der Milchstraße anschaut. Die wandern ja alle auf einer großen Kreisbahn um das Zentrum der Milchstraße mit 800.000 Stundenkilometern. Das ist also sehr viel. Also acht Millionen Kilometer in zehn Stunden ist man weitergewandert im Universum. Wenn du schläfst, aufwachst, bist du woanders im Universum. Und wenn man dann ausrechnet, wie viel Masse man benötigt innerhalb dieser Bahn, um einen großen Stern auf eine solche Kreisbahn mit dieser riesigen Geschwindigkeit zu bringen, dann braucht man mehr Materie, als die man sieht. Die Sterne zeigen dir indirekt durch ihre Bewegung, da muss mehr da sein. Und je weiter man rausgeht in der Milchstraße, umso mehr dieses unsichtbaren Stoffes findet man. Und da weiß man, die Milchstraße enthält zehnmal mehr Dunkel, was man also nicht kennt, als der sichtbare Anteil. Also das, aus dem wir bestehen, die sichtbare Materie, ist so ein Frosting, quasi so der Zucker auf dem Kuchen. Und das wirklich Wichtige ist dieser dunkle, die dunkle Materie. Wie könnte man sich die vorstellen? Kann ich die anfassen? Die fliegt wahrscheinlich die ganze Zeit durch dich durch. Die gibt es ja überall. Die ist nicht nur da draußen, die ist auch hier überall. Alles ist umgeben und eingebettet in die dunkle Materie. Nur wechsel wirken diese, man stellt sich die als Teilchen vor, irgendein Elementarteilchen, was also so schwach mit der sichtbaren Materie wechselwirkt, dass man das nicht spürt. Das sind wie Neutrinos, die durch deinen Körper fliegen und du kriegst das gar nicht mit. Darum kann man sie auch sehr schlecht finden und nachweisen. Es ist das Beste, was funktioniert. Das Teilchenmodell der Dunklen Materie kann die Strukturbildung im Kosmos erklären. Das ist also sehr schön. Man weiß es, dass es die geben muss. Denn ich habe ja gesagt am Anfang, auch jetzt fliegt das Universum noch auseinander. Und ohne die Dunkle Materie wäre nie eine Galaxie entstanden. Die dominiert die Gravitationskraft und hat erst dazu geführt, dass sich auch lokal was zusammenziehen kann. Hätten wir die nicht, dann gäbe es uns nicht. Das ist also fein austariert oder fein eingestellt. Wenn es zu viel wäre, wäre das Universum wieder in sich zusammengefallen. Es ist gerade richtig. Und darum sagt es mir auch, wenn es gerade richtig ist, damit wir und damit alles so entstehen kann, dass auch Leben entstehen kann, was für eine Verschwendung, wenn es das nur einmal passiert wäre. Das kann ich mir allein schon aus dem Grund, aus Effizienzgründen, nicht vorstellen. Meistens ist es ein Elementarteilchen, aber die Teilchenphysiker haben jetzt ein Problem. Weil sie es nicht kennen? Nein, das ist es nicht. Also es gibt das Standardmodell der Teilchenphysik. Das erklärt alles. Und das letzte, was man vorhergesagt hat, war das Higgs-Teilchen. Und das hat man jetzt gefunden. Und jetzt gibt es keinen Platz mehr im Standardmodell für irgendein neues Teilchen. • • Die dunkle Material passt nicht mehr rein. Und deswegen ist das Standardmodell, alles, was sie nutzen, alles, was man täglich braucht, was man lehrt, falsch. • • Also müssen Sie wieder von vorne anfangen. Das ist ja etwas unangenehm. Okay. Und wenn jetzt das Standardmodell der Teilchenphysik nicht mehr funktioniert, braucht es dann jetzt einen Einstein-Moment, wo einer einen genialen Einfall hat? Wahrscheinlich schon. Ich glaube, es braucht eine geniale Idee. Aber wir haben auch fantastische Fundamentalphysiker, Dieter Lüst und Gia Dwali. Ich glaube, die könnten so etwas finden. Die sind toll. Oder wir halt nach dem nächsten Negroni. Ja, sehr gerne. Neben der dunklen Materie gibt es ja auch noch dunkle Energie. Klingt ähnlich mystisch. Was ist das und wie erforscht man es? Ja, die dunkle Energie ist das größte Geheimnis schlechthin. Es ist etwas, was auch zwischen den Galaxien besonders wirkt und was alles auseinanderdrückt. Das macht gerade das Gegenteil. Die dunkle Materie, die alles zusammenzieht lokal als Teilchen, drückt die dunkle Energie das Vakuum auseinander. Es erzeugt mehr Raum. Das Universum hat am Anfang viel Raum erzeugt, dann hat es sich abgebremst. Und jetzt wird es wieder beschleunigt durch das, was immer das ist. Das kann eine Eigenschaft des Vakuums selber sein, dass es immer mehr erzeugt. Und dieses Wechselspiel zwischen einerseits das Universum vergrößern und andererseits des Zusammenziehens durch die Dunkelmaterie, das erzeugt das filigrane Netzwerk, in dessen Knotenpunkten die Galaxien entstehen. Und würde eins von den beiden fehlen, wer weiß, wären wir vielleicht nicht entstanden. Es ist gerade so wunderbar eingestellt. Und kann man das irgendwie sagen in Prozent, wie viel macht dunkle Materie, dunkle Energie aus? Ja, also wenn man es in Masse umrechnet, also Materie ist Masse, kann man Gramm angeben. Energie kann man auch als Masse, E gleich m mal c Quadrat, c ist Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat. Energie hat man und dann kann man m ausrechnen, das ist die Masse, kann man die Masse umrechnen. Dann ist etwa 70% des Universums dunkle Energie, 25, 26, 27% dunkle Materie und der Rest, also 5% ist… Das, was wir kennen. Das, was wir kennen, ja. Also 68% ist dann dunkle Energie und dann noch die dunkle Materie. Also wir sind quasi irrelevant für die Entwicklung des Universums. Und wir kennen 95% dessen nicht, was uns umgibt? Ja, zum Glück. Da gibt es noch was zu tun. Arbeitslos wären wir nicht. Was wird sich denn deiner Einschätzung nach verändern, wenn wir beides besser verstehen? Wenn ich die dunkle Materie kenne, dann weiß ich, wie ich weitermachen muss beyond the standard model. Das Standardmodell ist falsch. Also muss ich irgendwie die Welt finden, die es genauer beschreibt, das Universum. Wenn ich die dunkle Materie in Natur kenne, dann habe ich einen ersten Ansatz, wie ich ein neues Standardmodell der Teilchen und der Materie aufbauen kann. Das wäre ganz, ganz fundamental. Ja, dunkle Energie, keine Ahnung, wozu die gut ist. Bis auf die, dass die halt das Universum zum Glück auseinanderdrückt. Aber vielleicht dreht sich das Ganze mal um. Ich meine, wer weiß, ob dunkle Materie zerfallen kann, dunkle Energie sich in was anderes, dunkle Materie, umwandeln kann. Das entscheidet dann, wie sich das Universum weiterentwickelt in die Zukunft. Ich wollte fragen, wird sich unser Alltag verändern, wenn wir beides besser verstehen? Ja, also ich sag mal für die Teilchenphysiker sowieso, hoffentlich, für uns Astrophysiker auch, weil bisher machen wir mit so einem Teilchenmodell rum, weil wir es nicht besser wissen und dann können wir es genauer beschreiben. Wir wissen ja gar nicht, ob wir überhaupt richtig liegen. Und dann kann man wirklich mal auch in die Zukunft gehen und kann sagen, was wird denn aus uns? Nicht, wo kommen wir her, aber wie entwickelt sich das Universum weiter? Wird sich alles irgendwann verflüchtigen? Sind am Ende nur noch schwarze Löcher da? Oder entsteht da was ganz Neues aus der dunklen Energie? Das ist bestimmt eine Überraschung. Das wird man dann besser vorhersagen können. Ja, ich hoffe. Ein anderer ganz dunkler Bereich des Universums sind ja schwarze Löcher. Kannst du es mal laien-kompatibel erklären, was ist ein schwarzes Loch? Ja, das ist eine Herausforderung. Im Prinzip ist es ein sphärisches Raumvolumen, aus dem nichts entweichen kann. So ein Stückchen Raum wie eine Kugel oder ein Tropfen im Raumbereich, in dem eine solche Gravitationskraft herrscht, dass du zwar hineinfliegen kannst, aber nicht mehr rauskommst. Dann ist es doch im Prinzip auch ein Stück Materie, oder? Was so schwer oder dicht oder was auch immer ist. Es ist im Prinzip so, diese Anziehungskraft wird von Materie her vorgerufen, die sich im Zentrum dieses schwarzen Lochs befindet. Und es ist ja so, es gibt diese Idee der Entweichgeschwindigkeit oder die Physik der Entweichgeschwindigkeit. Wenn ich den Ball hochschmeiße, kommt er wieder zurück. Wenn ich ihm eine höhere Geschwindigkeit gebe, fliegt er höher und kommt etwas später zurück. Und wenn ich dem Ball eine Geschwindigkeit geben würde von 40.000 Stundenkilometern auf der Erde, dann würde er nicht mehr zurückkommen. Dann ist er ungebunden. Und wenn ich jetzt die Mehr- Masse nehme, dann wird diese sogenannte Entweichgeschwindigkeit immer größer. Und wenn die Masse groß genug ist, wird sie größer als die Lichtgeschwindigkeit und dann kann auch Licht nicht mehr entweichen. Licht hat die größte Geschwindigkeit schlechthin und darum ist es dann quasi dunkel. Das ist aber erstmal noch langweilig, weil das ist einfach nur Physik. Musst halt nur aufpassen, wenn du durchs Universum fliegst, wo du hinfliegst. Wenn du das siehst, dann sieht man halt nicht, weil er kann Licht entweichen. Aber Einstein hat gezeigt, dass schwarze Löcher noch viel faszinierender sind. Und zwar ist es so, wenn du in den Bann des schwarzen Lochs kommst, dann verändert sich Raum und Zeit. Du fliegst also auf das schwarze Loch zu und wenn du ihm sehr nahe kommst, dann wird der Pfad, den du in Richtung Schwarzen Loch nimmst, zum Zeitpfeil. Und wenn du dann wieder zurückfliegen willst oder rausfliegen willst, weil du sagst, das ist mir dann doch etwas unangenehm, müsstest du in der Zeit zurückfliegen, was nicht geht. Und weil du in der Zeit immer in die Zukunft wanderst, weil wir bleiben ja in der Zeit nicht stehen, wirst du ins Zentrum des Schwarzen Lochs gezogen, weil der Zeitpfeil zeigt genau ins Zentrum des Schwarzen Lochs. Und darum fliegt alles, was ihm zu nahe kommt, in dieses Zentrum hinein, in eine Singularität. Es ist keine Ausdehnung mehr. Und da gibt es auch keine Zeit mehr. Ja, wahrscheinlich. Wir wissen es nicht. Da treffen sich die Quantenmechanik und die Gravitationsphysik. Die Quantenmechanik ist für das Allerkleinste zuständig. Die sagt, es gibt keine Singularität, keinen Punkt, weil alles unscharf ist. Aber die allgemeine Relativitätstheorie sagt, es gibt die Singularität und da verschwindet alle Masse. Nur noch die Gravitationskraft ist da. Das passt nicht zusammen. Und darum müssen wir selber mal reinfliegen, was dann passiert. Und wie entsteht jetzt so ein schwarzes Loch? Du müsstest einen sehr, sehr großen Stern bauen. So viel Masse geht nicht. Aber die Entweichgeschwindigkeit wird auch größer, wenn du was kompaktifizierst. Wenn du die Masse näher ans Zentrum heranbringst, den Stern dichter machen, dann wird die Entweichgeschwindigkeit größer. Du kannst auch eine Tasse oder dieses Wasserglas zum Schwarzen Loch machen, wenn du es nur genügend komprimierst. Und beim Stern ist es so, wenn die großen Sterne ausgebrannt sind, dann schleudern die ihren Sternenstaub weg, aber der Kern kollabiert. Nichts kann den Kollaps aufhalten. Und der kollabiert so lange, bis eben die Entweichgeschwindigkeit größer wird als die Lichtgeschwindigkeit. Und dann kann er erst recht nicht stillstehen, weil dann zeigt die Zeit ja in das Zentrum und dann kollabiert er bis er eine Singularität ist. Dann hast du ein schwarzes Loch. Passiert immer wieder. Laufend. Überall. Und was ist dran an diesem Mythos oder an diesem Gerücht, so kosmische Staubsauger, die saugen alles ein in ihrer Umgebung? Das ist ein Schmarrn, weil ich meine, die Sonne saugt ja auch nicht die Erde ein. Damit ist es ein Gravitationsfeld und du kannst dich quasi um dieses schwarze Loch herum bewegen. Wie der Mond um die Erde oder die Erde um die Sonne, bist du halt auf einer gewissen Bahn. Nur wenn du in diesen sogenannten event horizon, in den Ereignishorizont kommst. Du kreist drumherum, solange du außerhalb des Bereiches bist, wo die Entweichgeschwindigkeit größer ist als die Lichtgeschwindigkeit. Da draußen kannst du noch entweichen und da kannst du schön kreisen wie in einem Planetensystem. Aber wenn du dann in den Bereich hineinkommst, wo die Entweichgeschwindigkeit größer wird, dann hat sich ja der Richtungspfeil zum Zeitpfeil umgeändert und dann zieht dich die Zeit ins Zentrum. Dann ist es wie ein Staubsauger. Da kommst du dann nicht mehr weg. Es gibt weiß nicht ob du's kennst, es gibt diesen Film Interstellar. Der wird ja auch dafür gelobt, dass er doch einigermaßen nah an den physikalischen Grundlagen dran ist. Und da geht es ja glaube ich auch darum, dass sie in die Nähe eines schwarzen Lochs fliegen und dadurch, ich meine sie verlieren Zeit, weil die Zeit woanders dann schneller vergeht als bei denen, die in der Nähe des schwarzen Lochs sind. Die altern langsamer. Heißt, so könnte ich in die Zukunft reisen. Nee, weil du ja auch in dem Sinne, vergeht dir alles für dich langsamer. Du erfährst nicht mehr. Du kannst natürlich in die Zukunft reisen, aber das machst du ja sowieso schon. Schau doch mal deine Füße an, die sind näher am Erdmittelpunkt als dein Kopf. Die Füße altern dann langsamer als dein Kopf. Oh, das kann man sich nochmal genauer angucken. Das ist jetzt hier schon auf der Erde so. Es gibt diese hochpräzisen Uhren. Wenn du zwei Uhren nimmst, die wirklich gleich laufen und du stellst eine auf den Boden und eine hier auf den Tisch, dann läuft die auf dem Boden langsamer. Und das siehst du direkt. Dann kannst du es umdrehen, dann ist es umgekehrt. Das ist überall so. Das merkst du dann nicht. Und für dich vergeht die Zeit langsam, das ist richtig. Das heißt aber nicht, dass du mehr erlebst. Aber tatsächlich, wenn du nach Hause kommst, dann ist schon jeder gestorben und so. Das ist das Problem. Also das ist physikalisch tatsächlich möglich, oder? Ja, ja, natürlich, klar. Du reist quasi schon in die Zukunft. Das ist richtig. Du erlebst, die Leute meinen immer, da kann ich ja so viel mehr erleben, meine Lebensqualität. Nee, erstens ist es furchtbar langweilig, um so ein schwarzes Loch zu kreisen. Und dann, ja, viel mehr erlebst du nicht. Ja, verstehe. Okay. Also die Zeit läuft einfach unterschiedlich je nachdem. Überall. Ja, ist immer so. Als in der Schweiz dieser Large Hadron Collider, dieser große Teilchenbeschleuniger eröffnet worden ist, damals, kann ich mich erinnern, standen so Gerüchte in der Zeitung, da werden schwarze Löcher erzeugt, die könnten die Erde quasi von innen auffressen, sage ich jetzt mal, wenn sie außer Kontrolle geraten. Ist da was dran? Kann sowas passieren? Zum Glück nicht. Also diese schwarzen Löcher sind extrem klein. Die sind so klein, dass nicht mal ein Atom da reinpasst. Das heißt, es kann gar kein Atom aufsaugen, weil es viel kleiner ist als ein Atom. Es kann schon sein, dass schwarze Löcher werden wahrscheinlich laufend erzeugt. Diese kosmische Strahlung, die hochenergetische Strahlung aus dem All, die prasselt auf die Erdatmosphäre, was gut ist, sonst würde sie uns ja treffen. Und die ist genauso energiereich wie im LHC. Und da werden laufend wahrscheinlich schwarze Löcher erzeugt. Aber die sind viel zu klein, um wirklich was aufzusammeln. Die mögen jetzt durch die Erde fliegen. Vielleicht durch dich auch. Du spürst es zum Glück nicht. Und letzter Fakt über schwarze Löcher, den ich noch gerne einmal erklärt hätte, oder besser gesagt Begriff, Spaghettifizierung, sagt man doch im Zusammenhang damit. Das heißt, man wird sehr in die Länge gezogen, wenn man da in die Nähe kommt? Ja, das ist dieser Gezeiten-Effekt. Also wenn du mit den Füßen näher am schwarzen Loch dran bist als mit dem Kopf, dann ist die Gravitationskraft viel stärker als am Kopf. Und du fliegst zwar als Ganzes rein, aber weil die Anziehungskraft stärker ist, zieht es dich auseinander. Dann wirst dann zum Spaghetti. Ja, aber da sind wir halt schön dünn. Ja, aber nicht zur Nachahmung empfohlen, würde ich sagen. Nee, würde ich eigentlich nicht unbedingt. • • Ja, das zu den schwarzen Löchern und zum letzten dunklen, im Sinne von bedrohlichen Aspekt im Universum. Thema Asteroiden. Du hast mal gesagt, die Erde sammelt die eigentlich auf wie Fliegen auf der Windschutzscheibe eines Autos auf unserem Weg durchs All. Wie kann man das verstehen? Ja, zum Glück sammelt • die Erde nicht die großen auch. Aber es fliegen ja immer jeden Tag tausend Tonnen Gestein auf die Erde, fallen auf die Erde. Das sind diese Sternschnuppen. Zum Glück haben wir die Atmosphäre, sonst wären wir schon alle erschlagen. Aber so überleben wir das, weil das sind dann so Mikrometerkleine Teilchen, die dann evaporieren, die sich auflösen. Aber wenn du dir das anschaust, jedes Jahr kreuzen Kilometer und Hunderte von Meter große Gesteinsbrocken die Erdbahn. Zweimal im Jahr. Und wenn die Erde gerade da steht, wo ein solcher Kilometer großer Gesteinsbrocken die Erdbahn kreuzt, dann fliegt er halt auch auf die Erde. Und dann erzeugt es eine globale Katastrophe. Also Civilization Ending Event heißt es dann. Das ist schon mal passiert und ist eigentlich überfällig. Man nimmt ja auch an, die Dinosaurier sind dadurch ausgestorben. War das das letzte Mal, weil du sagst, es ist schon mal passiert? Ja, ja, es passiert immer wieder wahrscheinlich. Leider geht die Information aufgrund der Platentektonik verloren, weil quasi jeder Krater verschwindet irgendwann im Erdinneren. Und deswegen wissen wir das nicht von den sehr alten Kratern. Es passiert aber immer wieder und eigentlich ist es überfällig. Okay. Das heißt, die Gefahr ist real, kann man sagen? Ja, auf alle Fälle. Es wird wieder passieren, hundertpro. Und wie viel früher wüssten wir es, wenn es passiert? Ja, das ist genau das Problem. Wir haben letztes Jahr einen ziemlich großen Asteroiden, ich glaube, der war so über 100 Meter groß, neu entdeckt. Und er hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit, die zum Glück gering ist, dass er 2024 dieses Jahr die Erde trifft. Und wenn das passiert, also wenn der auf Bayern trifft, dann ist erstmal Schluss. Dann müssen wir vorher noch woanders hin. Und das Dumme ist, dass man die alle noch nicht entdeckt hat. Die man entdeckt hat, da sieht man relativ genau, dass erstmal keine Gefahr existiert. Vielleicht in 100, 200 Jahren, so genau kann man das nie vorhersagen, mag der • • die Erde treffen, aber jetzt noch nicht. Und dann kann man halt hoffen, dass wir da endlich mal zusammenarbeiten und was dagegen unternehmen. Aber die Gefahr sind die, die du halt noch nicht gefunden hast. Und kann man denn sagen, bei einem Asteroiden, der, sage ich mal, wirklich ein globales Problem darstellt, wie viel früher würde man den mindestens entdecken? Hat man dann ein paar Jahre oder kann es auch sein, in zwei Wochen? Ne, ich glaube, diese ganz großen, die kennt man sehr genau. Wobei, aber wie gesagt, auch da, es entstehen ja auch immer wieder neue. Die kommen aus dem Asteroidengürtel. Das ist da zwischen Mars und Jupiter. Da haben wir ein Riesen-Reservoir. Das sind Bruchstücke eines Planeten, der da nicht hat entstehen können. Das sind die Bausteine. Und die werden immer wieder mal abgelenkt und da kann immer wieder mal ein neuer kommen. Die Frage ist halt die, das ist dieses Thema, don't look up. Ich meine, ein kilometergroßes Ding kannst du schlecht ablenken. Selbst wenn du es weißt, was machst du? Also es gibt da diesen, es gab da mal einen, Apophis hieß der, so ein Asteroid, den hat ein Doktorand in Hawaii am Teleskop entdeckt und der hat ausgerechnet, der trifft die Erde an Weihnachten und wäre global gewesen. Und der wusste nicht, was er machen soll. Soll er • seine Mutter anrufen oder seine Partnerin und sagen, du pack schon mal. Und dann ist er runtergefahren, dann hat er natürlich gleich einen Unfall gebaut, weil er so voller Aufregung war und er wusste nicht, wo er hin soll. Der hat dann sein Supervisor angerufen, der hat dann auch nicht gewusst. Du kannst es ja nicht publik machen. Da bricht ja schon gleich Panik aus. Dann kannst du gar nichts machen. Wie regelst du das? Allein das ist der erste Schritt. Verheimlichen ist auch schlecht. Was machst du? Gibt es da Pläne? Weißt du das? Ich hoffe, in der Schublade. Aber es ist ja noch nie ausprobiert worden, wie man dann agiert. Und wenn man sich das Chaos auf dieser Erde anschaut, macht dann doch jeder, was er will. Das stimmt. Wobei der an Weihnachten bisher zumindest nicht eingeschlagen ist. Nein, der ist zum Glück, hat man dann weitergerechnet und gesehen, der verfehlt knapp die Erde. Und da ist also die Gefahr erstmal gebannt. Aber was er danach macht, weiß man nicht, weil der wird so stark abgelenkt, dass er eventuell beim nächsten Vorbeigang die Erde treffen kann. Und das wäre dann wann? Ach, das ist 36 oder sowas. • • • • • • Zehn gute Jahre haben wir noch. Du beschäftigst dich ja auch jetzt damit, wie kann man das denn abwehren im Zweifel? Du hast es schon gesagt, wenn es zu groß wird, dann kann man es eigentlich gar nicht mehr abwehren, aber was würde man denn nach deinem Dafürhalten tun, wenn man entdecken würde, okay, da kommt jetzt wirklich so ein Ding und das ist jetzt sehr wahrscheinlich, dass es einschlägt. Was haben wir für Möglichkeiten? Ja, also wir haben jetzt schon mal getestet, es gibt dieses DART-Projekt der ESA, da hat man einen kleinen ein kleines Projektil auf einen Mond geschickt. Zwei Asteroiden übereinander kreisen, einer war klein. Und man hat geschaut, wie dieses Projektil dieses kleine Asteroidenstückchen ablenkt. Das war dann natürlich nicht viel. Mit dem kommt man nicht sehr weit. Das ist eine Möglichkeit. Also Flugbahn verändern. Flugbahn verändern, das ist eigentlich die einzige. Etwas anderes gibt es nicht. Die Erde kann es ja nicht, die Flugbahn verändern. • • • Und es ist so, wenn du ganz klein wenig nur die Geschwindigkeit veränderst. • Und das lange genug vorher machst, 50 Jahre vorher, dann ist nach 50 Jahren die Bahn so unterschiedlich, dass der Abstand zu der ursprünglichen Bahn mehr als 6000 Kilometer ist. Und das ist der Erdradius. Und dann verfehlt er die Erde. Wenn du aber jetzt natürlich in die falsche Richtung ablenkst, dann trifft er die Erde erst recht. Das heißt, am besten mal übt mal ein bisschen mit einem ungefährlichen Asteroiden. Und das steht noch aus. • Also Stand heute sind wir nicht geschützt? Würde ich sagen, absolut nicht. Im Moment, wenn jetzt einer käme in 10 Jahren, ich glaube nicht, dass wir irgendein Mittel hätten. Wobei, wir sind ja schlauer eigentlich als die Dinosaurier, die konnten nichts tun. Also, denke ich mir manchmal. Ja, hoffentlich. Also • Apophis, hast du gesagt, der kommt 2036 wieder? Ja. Können wir dann nur hoffen. Ja, ja. Also ich denke, die ESA wird schon was tun oder so. Hoffentlich, hoffentlich. Okay, spannend. Also da haben wir noch nicht viele Möglichkeiten, aber wahrscheinlich wird auch daran geforscht, oder? Natürlich, klar. Es ist immer diese Frage, daran forschen ist nicht ausprobiert. Aber sowas ausprobieren kostet eine Menge Geld. Du hast so viele Probleme und dann sagst du, willst du jetzt eine Milliarde in dieses Projekt stecken, wo überhaupt keine Gefahr existiert. Es gibt so viele andere. Wie begründest du das? Es ist schwierig. Es muss wahrscheinlich erst zum Problem werden, bevor dann die Mittel… Ja, und dann ist es zu spät vielleicht. Oha, okay, ja, ein etwas unangenehmer Ausblick. Aber wenn wir jetzt nochmal schauen, irgendwann wird es wahrscheinlich so sein, jetzt mal auf die Erde bezogen, selbst wenn ein Asteroid mal einschlägt, das kann natürlich für uns das Ende bedeuten, für, ich glaube, den Planet Erde wahrscheinlich eher nicht, je nachdem wie groß, aber hier wird es wahrscheinlich eher so sein, dass irgendwann mal die Sonne, glaube ich, dem Ganzen ein Ende setzen wird. Also was ist denn die Perspektive für das Ende der Erde? Ja, ja in viereinhalb Milliarden Jahren ist Schluss. Dann merkt die Sonne, dass sie stirbt, weil sie ist ausgebrannt, und dann bläht sie sich auf, sie wird zu einem sogenannten roten Riesen, das muss wunderschön ausschauen, und dann verschluckt sie quasi die inneren Planeten, das Sonnensystem zerfällt, die Erde wird versenkt, dann explodiert sie und wird zum weißen Zwerg. Und diese planetarischen Nebel sind wunderschön. Wir sehen das laufend, wie die Sterne explodieren. Und dann war es das auf der Erde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir dann große Chancen haben und weiterleben um so einen toten Stern herum, wo nichts mehr ist. So schön ist es auch nicht. Die Frage ist, können wir bevor es passiert sagen, wir packen es auf einen anderen Planeten? Ja, ich habe ja schon erzählt, du brauchst 2000 Generationen bis zum nächsten Stern. Also im Moment denke ich mal, wir sind einfach Eintagsfliegen. Wir leben zu kurz. Darum denke ich auch, diese Mär von dem, warum besuchen uns nicht Außerirdische, wenn es die gibt, ist • Humbug. Denn so ein Außerirdischer, der durchs Universum fliegt, der lebt zehn Millionen Jahre. Sonst macht es keinen Sinn. Und der kommt halt dann 100.000 Jahre später erst zu uns, weil der holt sich einen Kaffee auf der anderen Seite der Milchstraße. Und da gibt es uns schon gar nicht mehr. Also von daher, das müssen wir erstmal lösen. Und dann weiß ich nicht, ob ich so… Tausende von Jahren durchs Universum fliegen will, so im Dunkeln. Ja gut, vielleicht gibt es da Möglichkeiten, das ein bisschen zu verkürzen? Jaja, du könntest natürlich versuchen, relativ schnell zu fliegen. Die Zeit vergeht dann langsam und das wäre eine Lösung. Ich weiß auch nicht, ob wir dürfen. Ich meine, was wir hier anrichten, willst du uns wirklich loslassen aufs ganze Universum? Müssen wir mal gucken. Wenn wir dazu die Fähigkeiten haben, dann haben wir uns ja vielleicht ein bisschen weiterentwickelt. Andreas, wer sich mit dem Universum beschäftigt, der beschäftigt sich ja quasi von Natur aus mit den wirklich ganz, ganz großen Fragen und deswegen auch noch die Frage, wie hat denn so das Fach, die Astrophysik, deine Sicht auf das Leben und vielleicht auch das Leben nach deinem Tod und so weiter verändert? Hat das irgendwas verändert? Ja, total. Also ich denke, ohne jetzt es so herauszuheben, also ich bin irgendwie relaxed, ruhig und bescheiden geworden. Wenn man das Ganze von außen sieht und die Vielfalt, dann nimmt man sich nicht mehr so wichtig. Wir sind nicht wichtig, in dem Sinne. Wir spielen eine Rolle, in dem Sinne, wir gehören zum ganzen Universum. Das finde ich wunderschön, dass wir dazugehören. Nicht Fremde sind, hineingeworfen in ein dunkles Universum, sondern Teil. Und das Universum entwickelt sich auch so, dass wir entstehen können. Wir gehören dazu, wir sind Teil dieses Universums. Das find ich beruhigend und schön. Und das andere ist, dass wir das Universum nicht kaputt machen können. Das ist viel zu groß. Und das Schönste ist, dieser Gedanke der Universal Awareness, dass wir eben nichts weiter zu tun haben, als unsere kleine blaue Erde zu pflegen und zu erhalten. Sehr schön. Da machen wir gerade nicht den besten Job, aber wenn man sich da gelegentlich daran erinnert, kann das ja auch schon was verändern. Vielen Dank, Andreas. Es war sehr spannend, mit dir zu sprechen und so viel darüber zu erfahren, was da alles so draußen ist an dunklen und nicht so dunklen Dingen. Und jetzt wollen wir wie immer am Ende unseres Podcasts noch ein bisschen Neugier wecken auf die nächste Person, die hier am Tresen platz nehmen wird, wo du jetzt sitzt. Und wir haben da immer ein Foto vorbereitet. Das ziehe ich jetzt mal hier hervor. Diejenigen, die uns sehen oder zuschauen, die können das jetzt auch sehen. Wir sehen hier eine junge, sympathische Dame, lächelt in die Kamera und Andreas, du darfst mal erraten, was sie macht und vor allem, was wir von ihr lernen können. Ich habe drei Hinweise. Ich fange mal mit dem ersten an. Sie deckt auf, was im Verborgenen bleiben soll. Was im Verborgenen bleiben soll. Soll. Soll, ja. Psychiatrie oder so was? Psychose? Was mit den Menschen zu tun hat? Ja, noch nicht ganz. Ich gebe mal noch Hinweis 2. Das geschriebene Wort ist ihr Metier. Geschriebene Wort... Also ja, dann ist es... Geschriebene Wort ist ihr Metier. Also dann mehr die Literatur. Ja, jetzt kommen wir in die Richtung. Vielleicht, ja. Ja, was für eine Literatur. Das ist jetzt die Frage und das erlöst sich jetzt mit Hinweis 3 und zwar Recherchen und Faktenchecks sind ihr Alltag. Ja, es ist aber nicht jetzt der Alltag der Zeitung. Ja, doch. Die Richtung stimmt mit Zeitung, aber nicht der normale Redakteur. Sondern das ist – jetzt stelle ich sie mal • vor, das ist Lea Weinmann. Sie ist Investigativjournalistin bei der Süddeutschen Zeitung. Ach, so heißt es. So heißt es, Investigativjournalismus. Genau deswegen, sie deckt auf, was im Verborgenen bleiben soll. Und gerade die Süddeutsche Zeitung hat ja in den letzten Jahren auch viele Schlagzeilen gemacht mit der ein oder anderen investigativen Recherche. Und von der Lea werden wir beim nächsten Mal hier bei nah, neugierig und Negroni lernen, Fakten von Fake News zu unterscheiden. Und natürlich auch ein bisschen einfach hinter die Kulissen des Investigativjournalismus schauen. Ja, super. Andreas, ganz herzlichen Dank für das Gespräch mit dir. Mir hat es total viel Spaß gemacht. Ich habe sehr, sehr viel gelernt. Wir zwei werden noch einen Schluck trinken und ich danke dir für deine Zeit hier bei nah, neugierig und Negroni. Und an euch danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal dann mit Lea Weinmann • Investigativ- Journalistin.